3 Tage erneutes, hartes Radeln liegen hinter Frantz und mir. Der erste Tag (21.12.10) verlief nahezu wie geplant. Trotz des Windes bewaeltigten wir 78km bis zur argentinischen Grenze San Sebastian. Dort nahmen wir uns ein Doppelzimmer in der sehr heruntergekommenen Hosteria und fielen nach einer Dusche sofort in einen tiefen Schlaf. Eigentlich hatten wir noch vor, etwas zu kochen, doch als wir um 24:00 Uhr wieder erwachten, hatten wir dazu weder die notwendige Lust noch Energie, sodass wir bis zum naechsten Morgen schliefen. Die Hosteria schien nicht gerade der perfekte Ort fuer ein gutes Fruehstueck zu sein, aber es war im Preis enthalten, sodass wir darauf natuerlich auch nicht verzichten wollten. Als wir dann wenige Minuten spaeter nach einem Saft und etwas Brot fragten, wunderten wir uns zunaechst sehr, dass "unsere Bestellung" 15 Minuten dauerte. Nachdem uns dann frischgepresster Orangensaft und getoastetes Brot mit Marmelade und der hierzulande typischen Karamelcreme (Dulce de Leche) aufgetischt wurde, waren wir sehr ueberrascht und freuten uns, dass wir sogar Nachschlag bekamen. Das ausgiebige Fruehstueck hatte unsere Abfahrt ein wenig hinausgezoegert und so machten wir uns erst gegen 09:30 Uhr, nach dem Passieren der argentinischen auf den Weg zur chilenischen Grenze. Einen Meter nach der argentinischen Grenze endete der Asphalt apprupt und wir mussten den weiteren Weg auf sehr schlecht befestigtem Schotterweg zuruecklegen, was unser Vorwaertskommen zusaetzlich des Windes abermals erschwerte. Zudem draengten uns die vorbeifahrenden Lkws nun nicht mehr nur an den Strassenrand, sondern staubten uns auch gewaltig ein.
Nach 60km war dann Schluss fuer diesen Tag, wir konnten einfach nicht mehr. Ein einziger Stein am Strassenrand bot uns zumindest ein wenig Schutz, sodass wir das Zelt genau dort aufbauten. Kaum hatten wir dies getan, prasselte dann auch schon Regen auf die Plane und wir waren froh, nicht weiter gefahren zu sein. Der naechste Morgen begann hervorragend. Sagenhafte 13 km/h legten wir auf der Schotterpiste zurueck, es wehte nur eine leichte Brise. Doch lange sollten wir nicht verschont bleiben, nach 25 zurueckgelegten Kilometern erwischte uns der Wind von vorne erneut, wie schon all die Tage zuvor. Diesmal war es jedoch anders, noch staerker, noch heftiger, einfach unbeschreiblich: Wir mussten schieben!!! Und selbst das war so kraefteraubend, dass ich nach 500m mein Rad an den Strassenrand lehnte und mich daneben setzte.
Ich konnte nicht mehr. Wusste weder ein noch aus, wollte einfach nur raus aus diesem Wind, der Radfahren und nun sogar einfaches Gehen unmoeglich machte. Wir quaelten uns weitere 5 km durch den Sturm, als ich ploetzlich ein Motorengeraeusch hinter mir hoerte. An diesem Tag (24.12.10) hatten wir bisher nur 2 uns entgegenkommende Fahrzeuge gesehen. Ich legte mein Fahrrad beiseite, riss die Arme in die Hoehe und winkte mit allerletzter Kraft. Es war ein kleiner Pickup mit Ladeflaeche und einem italienischem Paerchen auf Verlobungsurlaub. Sie erklaerten sich sofort bereit unsere Raeder aufzuladen und uns die restlichen 60km mit nach Porvenir zu nehmen. Wir mussten den Heiligabend also nicht am Strassenrand im Strum verbringen!!! Mir fiel ein Stein vom Herzen und wenn es wirklich ein Weihnachts-Wunder geben sollte, so hatten wir es dieses Jahr erhalten. Federico und Rosanna (unsere Retter) brachten uns bis nach Porvenir, wo wir gemeinsam zu Mittag assen. Anschliessend fuhren wir immer noch zusammen zum abermals 5km entfernten Faehrhafen, um Tickets nach Punta Arenas zu kaufen, was uns fuer die 19:00 Uhr Faehre auch noch gelang. So kam es, dass wir um 21:30 Uhr tatsaechlich dort angelangten, haette uns dies jemand vor wenigen Stunden beim Schieben gegen den Sturm erzaehlt, haetten wir ihn fuer verrueckt erklaert! Als wir uns dann noch ein Hostel aus dem Lonely Planet (Reisefuehrer) raussuchten, dass Eingangstor oeffneten und voellig erschoepft in den Innenhof blickten, konnten wir unseren Augen kaum trauen, als dort Nils mit einigen anderen Hostelgaesten zusammen stand. Wie verrueckt kann die Welt manchmal sein? Das Wiedersehen war eine grosse Freude und den Heiligabend verbrachten wir gemeinsam bei Asado (lateinamerikanischer Grillmahlzeit), Salat und Brot im Hostel Independencia in Chile.
Das Christmas-Miracle war perfekt!
Heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, konnten wir sogar ein anlaesslich dekoriertes Café auffinden und sassen bei heisser Schokolade und Torte beisammen. Ein Anruf bei meiner Familie rundete mein Weihnachtsfest endgueltig ab und nach einem weiteren Ruhetag kann es dann uebermorgen in Richtung Puerto Natales, zum Wandern in den Torres del Paine Nationalpark, weitergehen.
Danach werde ich wieder ausfuerhlich berichten, hasta luego!