San Carlos de Bariloche – Villa La Angostura – Ruta de los 7 Lagos (Parque Nahuel Huapi, Reserva Nacional Lanin) – San Martin de los Andes
Nachdem Frantz und ich nun seit Coyhaique 10 Tage nonstop auf den Fahrrädern saßen, entschließen wir uns zu einer kleinen Pause und quartieren uns im wunderschönen, nur 5 Minuten von Stadtzentrum entfernten Hostal „La Bolsa“ häuslich ein. Insgesamt 4 Tage verbringe ich damit, die Wäsche zur Lavanderia zu bringen, einen Frisör sowie einen Fahrradladen aufzusuchen, mit meiner Familie zu skypen und endlich diesen Reiseblog mit den langersehnten Bildern zu bestücken. Zwischendurch finde ich trotzdem noch ein paar ruhige Minuten und kann mich dadurch ein wenig von den zum Teil sehr anstrengenden Tagesetappen erholen.
Als alles jedoch mehr oder weniger wieder geregelt ist, mein Fahrrad und besonders die arg in Mitleidenschaft gezogene Kette im Glanze erstrahlt, konzentrieren sich meine Gedanken völlig auf den folgenden Streckenabschnitt.
Gegen 10:30 Uhr starte ich am 16.02.11 gemütlich von dem Hostal aus, freue mich riesig wieder auf meinem Fahrrad sitzen zu dürfen und verabschiede mich erneut von Frantz, der in Bariloche auf ein Paket von seinen Eltern wartet, bevor auch sein Weg weiter nach Norden, Canada (Quebec), führt.
Zunächst fahre ich aus der Stadt hinaus und am riesigen Lago Nahuel Huapi entlang.
Der Wind pfeifft abschnittsweise so stark, dass ich an meinen Start in Patagonien erinnert werde! Nach 25 km treffe ich auf zwei argentinische Radler, die ausnahmsweise einmal auch nach Norden unterwegs sind. Meine Freude, so schnell neue Reisegefährten gefunden zu haben ist groß, legt sich nach den ersten sehr langsam bewältigten fünf Kilometern jedoch schnell wieder, da beide ganz plötzlich hinter mir verschwunden sind und auch nach einer zwanzig minütigen Pause meinerseits am Straßenrand nicht mehr auftauchen, also: alleine weiter!
In Villa La Angostura, einem kleinen sehr touristischen Örtchen, treffe ich abends durch Zufall auf die beiden Radler wieder. Auf meine Nachfrage, warum sie denn am Mittag so plötzlich verschwunden waren, bekomme ich die knappe eindeutige Antwort: „Es war 13 Uhr, wir hatten Hunger...!“. Ich mache mir keine weiteren Gedanken zu den beiden, verabschiede mich und mache mich auf den Weg zum Hostal.
Mein weiterer Weg führt mich anderntags auf die berühmte „ Ruta de los 7 Lagos“, nach zehn Kilometern folgt auf Asphalt eine zudem hügelige Schotterpiste, woraufhin meine Fahrradkette erst einmal abspringt und ich schwarze, ölige Hände bekomme. Landschaftlich hat die Strecke durch die Seen tatsächlich einiges zu bieten, momentan allerdings verhindern zahlreiche Baufahrzeuge, die an der weiteren Streckenasphaltierung arbeiten, ein ungestörtes Genießen. Am Abend schlage ich mein Zelt mit Blick auf einen der Seen auf und bewundere den hervorschauenden Mond sowie sein Spiegelbild. Tosende See und stürmischer Wind, der mein Zelt in Bewegung bringt, weckt mich andernmorgens, schnell packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg.
Eine 15 Kilometer lange Abfahrt bringt mich nach 54 km vollends nach San Martin de los Andes, wo ich mich zunächst einmal im Supermarkt mit Lebensmitteln eindecke und es mir auf einer Parkbank am Strand bequem mache. Gerade als ich mich auf die Suche nach einem Campingplatz machen möchte, halten vier Mountainbiker und bieten mir ein Zimmer in ihrer gemieteten Cabana an. Im Laufe des sehr netten Abends stellt sich heraus, dass ich beim Team „Corredor Chileno“ gelandet bin, welches sich für ein Rennen in Villa La Angostura, vorbereitet und mir für den heutigen Abend Gastfreundschaft gewährt.