Die lang ersehnten Pakete aus Deutschland haben ihren Weg nach Chile angetreten und für mich hieß dies : Warten!
Das „Palafito" (=Pfahlbauhaus) der „Casa Chueca“ in der Nähe von Talca wurde für drei Wochen zu meinem neuen Zuhause. Zum ersten Mal seit Reisebeginn begann ich gegen freie Kost und Logie in der Hotelküche zu arbeiten, um mir die Aufenthaltskosten zu ersparen.
Morgens Frühstück vorbereiten von 8:00 bis um 10:30 Uhr und am Nachmittag Kartoffeln schälen, Möhren schnippeln, Teller abwaschen etc. für die vegetarische Küche von 16:00 bis um 21:30 Uhr. Ein völlig neues Gefühl, nun so viele Stunden am Tag in der Hotelküche zu verbringen, anstatt sich auf das Rad zu setzen.
Doch die deutschen Praktikanten Annette und Nico, das Aupairmädchen Mara sowie das gesamte Casa Chueca-Team verhalfen mir zu ein paar schönen Wochen, nachdem man mir sofort nach der Ankunft klar zu verstehen gab, dass sich mein hiesiger Aufenthalt durchaus etwas in die Länge ziehen könnte. Mit der chilenischen Post hatte man bislang nicht gerade die besten Erfahrungen gemacht…
Dass es bei mir dann „nur“ drei Wochen gedauert hatte und ich freudestrahlend am 27.03.11 beide Pakete unversehrt in den Händen hielt, löste bei ihnen Erstaunen und bei mir unendliche Erleichterung aus.
Es konnte also weitergehen, Richtung Norden, nach Valparaiso. Nun sogar mit Laptop ausgestattet, um den Kontakt zur Familie einfacher halten und die Berichterstattung leichter fortsetzen zu können.
Zwischen der Arbeit fand sich jedoch auch ein wenig Zeit, um sich die Gegend anzuschauen und so unternahm ich gemeinsam mit zwei deutschen Brüdern sowie dem Autor des Reiseführerherausgebers „Moon“ und einem Guide einen wunderschönen Ausflug zu gigantischen Wasserfällen, Cascadas de Arcoiris. Aus einer Höhe von sechzig Metern stürzt sich das Wasser eine Felskante herunter und bahnt sich den Weg durch die trockene Landschaft, ein atemberaubendes Schauspiel, das sich uns dort bot, zumal wir auch noch Kondore aus unmittelbarer Nähe betrachten durften.
Ein weiter Ausflug brachte mich mit dem Auto nach Constitución zurück. Den mit tausenden von Pelikanen besetzen Felsen, Piedra de la Iglesia, hatte ich mich dem Fahrrad doch glatt übersehen…
Eine sehr wackelige Jeeptour durch die Dünen von Putú schloss sich noch am selben Nachmittag an, bevor es 3 ½ Stunden mit der einzigen Schmalspurbahn aus den 1960ziger Jahren nach Talca zurückging. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 44 hm/h schlängelte sich der Zug entlang des Rio Maule die 88km zurück, ein Erlebnis, welches ich aufgrund der Zugenge sowie der Fahrtdauer nicht zwingend ein zweites Mal zu unternehmen wünsche.
Doch dann war es auch endlich soweit, meine Beine schrien förmlich nach einer erneuten Betätigung, mit dem Kopf war ich auch schon längst wieder auf der Straße und nachdem ich meine Pakete ausgepackt und mein Gepäck neu sortiert hatte, konnte ich gemeinsam mit den anderen deutschen Praktikanten einen sehr netten, herzlichen Abschiedsabend bei Asado genießen und am nächsten Morgen endlich aufbrechen.
Bei dem gesamten Casa-Chueca-Team möchte ich mich für einen wunderschönen Aufenthalt ganz herzlich bedanken!