Villarica - Temuco

Villarica – Nähe Cunco - Temuco


Ein herrliches Frühstück erwartet mich am Morgen, als ich aus meinem Zelt krieche.
Über Pedregoso soll es zum Lago Colico gehen, an welchem ich campen möchte.
Für diese Strecke nehme ich sogar freiwillig einige Schottereinlagen in Kauf, die mir einiges an Kraftreserven abverlangen, da ich mein bepacktes Rad öfters schieben muss.
Ganz plötzlich treffe ich dann aber auf den Asphalt, der laut Karte erst in zwanzig Kilometern auftauchen dürfte, doch ich nehme das Geschenk dankend an, erkundige mich bei einem Bauarbeiter nach dem Weg zum See und muss erfahren, dass man mich unten an der Kreuzung auf den falschen Weg gewiesen hat und es zumindest auf dieser Strecke gar nicht zum Lago Colico geht, sondern in die Stadt Cunco... 
In schlechter Stimmung trete ich weiter in die Pedale, nun Cunco entgegen und ärgere mich über meinen Informanten am Morgen, der mir so eindeutig den Weg zum See wies.
30 Kilometer anstrengende Schotterpiste, das ständige Schieben und den ganzen vergossenen Schweiß hätte ich mir ersparen können!
Zum Glück finde ich noch vor der Stadt einen ausgeschilderten Campingplatz und kann den Abend mit zwei Niederländern bei Tee und Schokolade genießen.
Die Strecke nach Temuco ist reich an Getreidefeldern, entsprechend trocken ist die Umgebung und überall sind Mähdrescher am arbeiten, es duftet nach frischem Stroh.
In "Padre las Casas" knurrt mein Magen so laut, dass ich mich kurz für ein paar Käsebrote an den Straßenrand setze, bevor ich mir den Weg in Richtung Temuco bahne. Der Verkehr wird zunehmend unübersichtlicher und Schilder habe ich schon lange keine mehr gesehen, dabei müsste ich doch bald im Zentrum eintreffen. 

Da hilft nur noch eines: fragen! Und siehe da, ich bin schon längst in Temuco, habe die Plaza (zentraler Punkt in jeder chilenischen Stadt) bereits einige Straßenblöcke hinter mir gelassen. 

Mein Fahrrad bringe ich in eine Custodia (=Gepäckaufsicht), damit ich in Ruhe ein paar Stunden durch die Stadt schlendern kann. Beim Hineinschieben in das kleine Blechhäuschen bricht der Aufpasser sogleich meinen Spiegel ab und verlangt trotzdem den doppelten Preis wie üblich, woraufhin ich sehr ärgerlich werde. Doch meine Wut legt sich schnell wieder, als ich im Internetcafé eine positive Antwort von Natalia bekomme, die hier in Temuco wohnt und welche ich zum ersten Mal in Tortel traf, sodass ich am Abend vorbeikommen kann. Als ich mein Rad wieder abhole, hat der Aufpasser zumindest versucht meinen Spiegel wieder anzukleben, auch wenn er nach der ersten Kurve schon wieder abgebrochen ist. Ein wunderschöner Abend in Natalias gemütlichem Haus mit Freunden, einem leckeren Abendessen sowie einem weichen Bett, entschädigen mich für den aufregenden Tag in Temucos Straßenverkehr.
Ich befinde mich in der bislang größten Stadt (260.000 Einwohner) meiner Reise!