Im Bus ging es über Nacht in mehr wie 12 Stunden von Sucre nach La Paz. An schlafen war trotz komfortablen „Carma-Sitzen" kaum zu denken, denn zunächst startete in unglaublicher Lautstärke ein Film, hinter mir sang man die Titelmusik in ständiger Wiederholung mit und dann wurde es mit der Zeit trotz dicker Wolldecke ziemlich kalt…
Um sieben Uhr morgens war es dann endlich soweit: es galt aus dem Bus auszusteigen… und im Gewimmel der Menschen das Fahrrad mitsamt allem Gepäck in Empfang zu nehmen. Glücklicherweise gelang uns dies auch und alle drei Räder waren unbeschadet transportiert worden, zudem traf unser Gepäck vollständig ein. Ein großer Stein fiel uns vom Herzen.
Sofort machten wir uns auf den Weg zur „Casa de Ciclista“, unserem neuen zu Hause auf Zeit, wo wir unsere Isomatten ausrollen und eine heiße Dusche genießen durften. Hier trafen wir auch gleich auf zwei weitere französische Radler, Germain und Anne-Julie (www.amicyclette.blogspot.com). Innerhalb meines 7tägigen Aufenthalts, kamen noch weitere Radler hinzu. Bryce aus Neuseeland sowie Ernest aus Südafrika (www.ernestonbike.blogspot.com), den ich zufällig im Stadtzentrum traf und ihn zu der Radleradresse lotste sowie Gerrit aus Deutschland. Gemeinsam verbrachten wir zu acht (2 Franzosen, 2 Spanier, 1 Neuseeländer, 1 Südafrikaner und 2 Deutsche) einen herrlichen Abend und ließen Gerrits Reise ausklingen, denn für ihn ging es nach 3 Monaten Fahrrad-Abenteuer durch Südamerika wieder nach Hause.
La Paz, der Regierungssitz Boliviens auf 3.600m Höhe, gestaltete sich als ein interessanter Aufenthaltsort, zumal wir die einzigartige Gelegenheit bekamen einen Einblick in die bolivianische Kultur mit ihren bunten Festen zu erhalten, denn das „Gran Poder“ stand vor der Türe.
Die Fiesta de Jesús del Gran Poder in La Paz ist eines der größten Feste in den Anden, mehrere tausend Tänzer und Musiker sorgen für ausgelassene Stimmung. Rund um die Festparade herum, werden zahlreiche bolivianische Leckereien angeboten und auch wir genossen den Trubel, wobei es gar nicht so einfach war, sich zu der Parade Zutritt zu verschaffen, bei so vielen begeisterten Zuschauern. Die Kostüme der Tänzer/innen waren sehr beeindruckend und farbenprächtig aufwendig gestaltet, wie in Trance bewegten sich die einzelnen Gruppen zu der Musik und ich konnte meinen Blick kaum von den Darstellern lösen. Allerdings fließt gleichzeitig das Bier in Strömen und mit fortschreitender Tageszeit gelangen immer mehr Bolivianer in einen Rauschzustand mit all den negativen Folgen, sodass wir nach mehreren Stunden Zuflucht in der Casa de Ciclista suchten.
Während meines Aufenthaltes in La Paz unternahm ich mit Sergio und Maria auch noch einen Ausflug zur bedeutenden Ruinenstädte der Prä-Inka-Kultur: Tiwanaku.
Mit sage und schreibe 19!!! Personen in einem kleinen Minivan eingequetscht, fuhren wir in über 2 Stunden zum 70km entfernten Tiwanaku. Eine Erfahrung für sich, der es aber keiner Wiederholung bedarf! Nach Atem ringend durften wir dann endlich den Van verlassen und uns die Ruinen anschauen, von denen wir zunächst ein wenig enttäuscht waren, da nur noch einige wenige Grundmauern vorhanden sind und der Eintrittspreis für bolivianische Verhältnisse von umgerechnet 8€ sehr hoch ist. Trotzdem war es interessant einen ersten Eindruck zu erhalten, bevor es für mich auf meiner weiteren Reise zu den bekannten Inkaruinen nach Cuzco gehen wird.
Bevor ich jedoch die Grenze nach Peru erreichen werde, habe ich einen Abstecher in das Amazonasgebiet Boliviens nach „Rurrenabaque“ geplant. Von La Paz aus, geht es zunächst zum Titicacasee nach „Copacabana“ und von dort über „Sorata“ weiter nach „Rurrenabaque“ und „Riberalta“, wo ich versuchen werde ein kleines Holzboot nach „Puerto Maldonado“ in Peru zu bekommen.
Soweit das Wetter und die Straßenbeschaffenheit es zulassen sieht so mein folgender Weg für den nächsten Monat aus, aber man weiß ja nie, was nicht so alles dazwischen kommen kann?!