La Paz – Copacabana – „Isla del Sol" (Titicacasee)
Nach einer Woche verlasse ich die Millionenstadt „La Paz“ gemeinsam mit Bryce, einem 22jährigen Neuseeländer, der für 6 Monate mit dem Fahrrad durch Südamerika tourt, in Santiago gestartet ist und nun mit mir in den Amazonas will. 11km strampeln wir uns bergauf durch den dichten Verkehr der Großstadt, bevor wir den Vorort „El Alto“ auf 4.100m Höhe erreichen. Doch schließlich haben wir es geschafft und radeln durch Getreidefelder dem Titicacasee entgegen. Unbedingt wollten wir vor unserer großen Dschungelrunde noch einen Abstecher hierher machen, auch wenn es nicht zwingend auf dem Weg liegt und wir dadurch 2 Tage „verlieren“, wollen wir uns den größten höchstgelegenen See der Welt (3.600m) nicht entgehen lassen. Die erste Nacht im Freien, die wir auf dem Dorffußballplatz zeltend verbringen, lässt uns die Höhe deutlich spüren, am Morgen befindet sich auf den Zelten Frost. Im weiteren Verlauf des Tages teilt man uns mit, dass dies die kälteste Nacht des Jahres in Bolivien gewesen sein soll. Hügelig verläuft die Straße durch die Felder, bis wir den See erblicken, auf Wasserhöhe hinabrollen und sogleich eine winzige Holzfähre, die uns ans andere Ufer bringt, erwischen. Nach einer schnellen Stärkung auf der anderen Seite beginnen wir mit dem Aufstieg, mehrfach geht es im Verlaufe des Nachmittages über die 4.000m-Marke hinaus, der höchste Pass befindet sich auf 4.251m Höhe. Belohnt werden wir für unsere Mühe mit unwahrscheinlich schönen Ausblicken auf den tiefblauen Titicacasee und 11km bevor wir Copacabana erreichen dürfen wir auch eine rasante Abfahrt genießen. Am Abend sitzen wir bei „Trucha Frita“ (fritierter Forelle, für 2€!) am Strand und bewundern einen herrlichen Sonnenuntergang.
Einen Tag verbleiben wir in der Stadt und ich nehme am Morgen ein Boot, welches mich auf die „Isla del Sol“ bringt. Nachdem ich die 1 1/2stündige Hinfahrt mehr oder weniger schlafend an Deck des Schiffes verbracht habe, wandere ich den restlichen Tag über die Insel, besuche die berühmten „Chinkana-Ruinen“ und quere in insgesamt 4 Stunden reinem Fußmarsch die Insel von Nord nach Süd, um am Nachmittag ein Boot Richtung Festland zu bekommen. Landschaftlich hat die Insel Einiges zu bieten, bezaubert durch ihre rauhen Felsen, steilen Klippen und grünen Hänge, doch leider ist sie auch zu einem großen Touristenattraktionsziel geworden und so wurde mir auf der Insel allein für meine Wanderung mehrfach ein wenig Kleingeld abverlangt.
Nachdem wir den Titicacasee (Titi Khar'ka bedeutet übrigens: Rock of the puma) nun gesehen haben, machen wir uns auf in Richtung Amazonas, dem Dschungel entgegen. Endlich wird es wieder GRÜN! ;-)