Riberalta - Puerto Maldonado

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Puerto Maldonado, Peru
Friday, July 22, 2011

Riberalta – Sena – Villa Verde – Chive – Puerto Maldonado

Um 05:45 Uhr klingelte der Wecker, alle Taschen waren gepackt, denn um 06:30 Uhr sollten wir am Busterminal sein. Nach endloser Verspätung und plötzlich anfallender Aufpreisgebühr für unsere Fahrräder rollen wir erst um 09:00 Uhr in einem völlig überfüllten Bus aus der Stadt! Die Nerven liegen bereits blank, doch es sollte noch „dicker" kommen an diesem Tag, denn in Sena erteilt man uns die Nachricht, dass ausgerechnet gestern ein Touristenboot nach Peru aufgebrochen ist und es nun in absehbarer Zeit keine weiteren Boote gibt, die diese Strecke in Angriff nehmen. Niedergeschlagen oder besser gesagt stocksauer setzen wir uns zu einigen Schiffern in ein Hafenrestaurant und werden dadurch gleich zum Gespräch der Gäste. Zufällig ergibt sich gerade deshalb eine Gelegenheit bis nach „Villa Verde“ (ca. halbe Strecke nach Chive) mitzufahren und schon um 16 Uhr am selben Tage soll es losgehen. 2 Tage lang wird die Fahrt nach Villa Verde dauern, so sagt uns der Kapitän und dementsprechend kaufen wir Vorräte ein und füllen meinen 10l Wassersack. Als wir das „Boot“ dann zum ersten Mal erblicken, kommen einige Zweifel auf, es ist eine einfache „Holznussschale“… In der Mitte das Zugboot mit Motor und einfachem Häuschen und rechts und links Frachtboote, die aus losen Holzplanken bestehen. In eines dieser Nebenboote dürfen wir dann unsere Räder und das Gepäck laden, bis es plötzlich heißt: „wir fahren doch erst morgen, denn heute ist ja Sonntag und wir haben keine Auslauferlaubnis“. Wir müssen unser Gepäck folglich nochmal umladen, zur nächsten Unterkunft laufen, die glücklicherweise gleich 3 Boote weiter entfernt auf dem Wasser schwimmt und verbringen somit die letzte Nacht an Land. Anstatt um 07:00 Uhr, wie man uns am Vorabend sagte, wird schon um 05:00 Uhr gegen unsere Kajütentür gebollert: „Wir fahren jetzt“, heißt es. Mittlerweile wunderte ich mich über rein gar nichts mehr, war einfach nur froh, dass es endlich los ging!

Die folgenden drei Tage wurden mittags unerträglich heiß, die Hitze stand regelrecht über uns, an Schatten hatten wir nur eine LKW-Plane zur Verfügung, die wir je nach Sonnenstand ausrichteten, um zumindest ein wenig der intensiven Strahlung entgehen zu können. Mit an Bord befand sich noch eine Familie mit vier Kindern, die uns aber im Laufe des zweiten Tages an einer Flusssiedlung verließ, sowie zwei Lehrer, die auf ihrem Rückweg von Sena zu ihren Dörfern am Rande des Flusses waren. Der eine hat 15 Schüler aller Altersklassen zu betreuen, der andere 25. Gemeinsam schlugen wir die Zeit mit Kartenspielen tot, durften morgens einen wunderschönen Sonnenaufgang und abends einen ebenso sehenswerten      –untergang bestaunen. Drei Mal am Tag wurden wir mit Essen verpflegt, dabei gab es immer dasselbe: Reis mit einigen wenigen undefinierbaren Fleischbrocken und gebratener Banane. Zur Abwechslung war auch mal ein Ei dabei! Eigentlich hätten wir am zweiten Tag unser Ziel erreichen sollen, doch dies schien noch endlos weit entfernt, also fuhren wir nun auch nachts weiter, im Licht eines winzigen Scheinwerfers, der jedoch nur alle 2 Minuten eingeschaltet wurde, um Batterie zu sparen. Auch am nächsten Tag dauerte es bis in den späten Nachmittag hinein, bis wir eine Stelle erreichten, an der 600 Säcke voller Paranüsse lagerten, um von unserem Frachtschiff wieder mit nach Sena genommen zu werden. Während die anderen begannen, die zentnerschweren Säcke den Abhang hinunter zu schleppen und auf das Boot zu laden, luden wir unsere Räder und das Gepäck auf ein kleines motorbetriebenes Nebenboot und wurden in zwei Minuten zum anderen Flussufer nach „Villa Verde“ gebracht. Die Hälfte der Strecke hätten wir nun also schon einmal geschafft!

In Villa Verde wurden wir von einer Familie herzlich aufgenommen, durften unsere Schlafsäcke auf dem Boden ihres Hauses ausrollen und am frühen Morgen mit ihnen nach Chive fahren. Trotz des 16 PS-Motors sind wir nun deutlich schneller und können den Fahrtwind genießen. 9 Stunden sitzen wir nahezu erstarrt auf dem Holzbänkchen des Bootes, zum Bewegen gibt es einfach keinen Platz. Immer wieder werden wir mit leckeren Kleinigkeiten der fürsorglichen Mutter verpflegt und so lässt sich die Zeit gut aushalten, zumal auch die Natur etwas zu bieten hat: wir sehen Schildkröten, Schmetterlinge und die verschiedensten Vogelarten. Viel Glück haben wir dann in Chive, denn wir erwischen sofort ein Anschlussboot, keine halbe Stunde nachdem wir unsere Füße wieder auf Land aufsetzen durften, nehmen wir wieder in einem anderen Boot Platz. Diesmal ist es aus Aluminium und fegt geradezu über das Wasser dahin. Problematisch wird es nur aufgrund der anbrechenden Dunkelheit, nachdem die Sonne verschwunden ist, wird es sekundenschnell stockdunkel und so fahren wir zweimal mit hoher Geschwindigkeit gegen Treibholz, über einen Scheinwerfer oder sonstiges Licht verfügt das Boot natürlich nicht… Wir erreichen eine große Goldsucheranlage und verbringen dort eine Nacht auf unseren Isomatten, bevor es andernmorgens zunächst zur bolivianischen und wenige Minuten später zur peruanischen Grenze geht. Gerade mache ich ein Foto vom peruanischen Grenzgebäude, da fällt mich aus dem Hinterhalt geradezu ein Hund an, bellt lautstark, fletscht die Zähne und rast um mich herum. Nachdem mein Kapitän ihn gerade noch mit einem dicken Stock abwehren kann, muss ich mich erst einmal setzen, der Schock sitzt tief und dieser Vorfall bestätigt sogleich alle Warnungen von getroffenen Reisenden: „Nehmt euch vor Perus Hunden in Acht!“

Nach weiteren sechs Stunden Bootsfahrt haben wir es geschafft und dürfen in Puerto Maldonado an Land gehen, von Booten haben wir zunächst einmal die Nase voll und sind froh, wieder auf unsere Sättel steigen zu können. In der Migration, in der wir den Einreisestempel für Peru erhalten sollen, gibt es zunächst erneute Probleme, denn man hat uns „nicht ordnungsgemäß“ aus Bolivien ausreisen lassen, der einfache ohne Datum versehene Stempel des Grenzpostens am Fluss (Puerto Heath) ist nicht ausreichend. Nach einigem Hin und Her bekommen wir ihn dann aber doch und sind nun offiziell in PERU!

Comments

Liebe Swinde, jetzt bin ich erstmal froh, wieder etwas von Dir zu lesen, nachdem mehr als 1 Monat vergangen war, ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Unglaublich, Deine Reise. Auch wenn Du Dich manchmal nach dem Sinn fragst - diese Erlebnisse kann Dir niemand wieder nehmen, Sie werden Dich als großes Abenteuer Dein Leben lang begleiten. Genieße Deine Freiheit jede Minute! Ich freue mich, virtuell weiter an Deiner Reise teilhaben zu dürfen. Lass es Dir gut gehen mit herzlichen Grüßen aus Bayern From Anja, on Aug 2, 2011 at 07:36PM

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endlich haben wir ein Boot gefunden
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es wird Tag Flussufer Boot 1 (Nusstransporter)
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unser zu Hause für 3 lange Tage
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Spiegelung Land in Sicht? Sonnenaufgang Villa Verde Goldsucherboote Boot 2,einen Tag "Express" nach Chive
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Rio Madre de Dios
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Boot 2 (das hintere)
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Boot 3 (40 PS!!!)
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Mückenalarm eine Nacht auf einer Goldsucheranlage
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bolivianische Grenze
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hier gibt es tatsächlich ein Grenzgebäude
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Einreise nach Peru
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Boot 4 (Holzschale mit 40 PS-Motor)
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Ankunft in Puerto Maldonado
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fix und fertig von den Booten ;-)
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