Puerto Maldonado - Cusco

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Cusco, Peru
Thursday, July 28, 2011

Puerto Maldonado – Santa Rosa – Quince Mil – Limacunco – Pallquella – Andahuaylillas – Cusco

Keinen einzigen Tag Pause gönnen wir uns, haben uns schließlich die vergangenen Tage zur Genüge auf den Booten erholen können, unseren Beine fühlen sich wieder fit und wir haben nur noch eines im Kopf: Cusco!

Früh sitzen wir daher schon im Sattel, kaufen uns noch einen Kuchen auf die Hand und dann kann es endgültig losgehen. Ein großes Schild „Cusco: 529km" weist uns den Weg.

Die Straßenverhältnisse sind hervorragend, erinnern uns beide ein wenig an Argentinien, hier gibt es sogar einen Seitenstreifen für „kleinere Fahrzeuge“, unter anderem also wir ;-)

Mittags wird es nun um die 33°C, für uns recht angenehm, nach den Temperaturen von über 40°C in Bolivien.

Nach 75km! legen wir unseren Mittagsstopp ein, finden dafür ein kleines Restaurant am Straßenrand, wo wir ein kaltes Getränk und eine Empanada erstehen können. Zeitgleich befindet sich dort auch noch eine Gruppe von Oldtimer-Fahrern, die von Cusco nach Brasilien, Rio Branco, fahren. Von ihnen erhalten wir die Information, dass die Straße teilweise erst in diesem Jahr vollständig asphaltiert wurde und brandneu ist, kein Wunder also, dass wir so gut vorankommen. Wir brechen beide unseren Tagesetappenrekord mit 147 zurückgelegten Kilometern in guten 8 Stunden Fahrtzeit!!!

Eines ist uns an diesem ersten Tag in Peru, im Unterschied zu Bolivien, besonders aufgefallen: die meisten Personen tragen nun einen Helm beim Moped-/Motorradfahren, auch wenn es nur eine einfache „Schüssel“ ist, die oft ohne Gurt einfach auf dem Kopf liegt.

Aufgrund der Zeitverschiebung von einer Stunde, wird es nun früher hell und so sind auch die Menschen eher unterwegs. Unsere Zimmernachbarn veranstalten jedenfalls um 06:00 Uhr solch einen Lärm, dass wir ebenfalls unsere sieben Sachen zusammen packen und in den Tag starten. Landschaftlich geht es noch durch grünen Dschungelwald. Wir legen zwar gute 1200 Höhenmeter zurück, bleiben aber auf einer sehr niedrigen Höhe von 620m, da es ständig bergauf und dann wieder bergab geht. Nachmittags erreichen wir einen winzigen Ort, aus einem Shop dringt die Stimme eines Fußballreporters und tatsächlich sitzen wir wenig später mit einer Flasche eiskalter Sprite vor dem Fernseher und können uns die zweite Hälfte des Finales des „Copa Argentina 2011“ zwischen Uruguay und Paraguay ansehen. Damit hätten wir zuvor im Traum nicht gerechnet und freuen uns über die willkommene Pause. Nachdem der Sieger mit Uruguay (3:0) feststeht, verabschieden wir uns schnell von den anderen Gästen und legen die restlichen Kilometer nach „Quince Mil“ zurück, was uns nochmal 1 ½ Stunden kostet. Unsere Zelte schlagen wir diesmal auf dem Fußballplatz des Dorfes auf, dürfen in einer Grillstube duschen und verschwinden noch schnell für wenige Minuten im Internet. Wir wundern uns doch jedes Mal aufs Neue, welch winzigen Dörfchen an das weltweite Netz angeschlossen sind…

Am nächsten Tag beginnt dann direkt am Morgen schon der Anstieg aus dem Dschungel in die Berge. Am Abend stehen 1620 überwundene Höhenmeter auf dem Tacho, ein erneuter Rekord. Überwiegend betrug der Steigungsgradient zwischen 7 und 8 %!!!

Wir fahren mitten in die grünbewachsenen Hänge hinein, Wasserfälle rauschen an den Straßenseiten hinab und erstmals nach langer langer Zeit können wir unsere Trinkflaschen wieder mit frischem Quellwasser füllen, ohne Sorge haben zu müssen, dass das Wasser verunreinigt ist. Bryce gefällt die Umgebung so sehr, das er geradezu wie beflügelt in die Pedale tritt und oft mein Sichtfeld verlässt, um an geeigneter Stelle eine kleine Pause einzulegen und auf mich zu warten. Ich dagegen kämpfe hart gegen diese penetrante Steigung an, teilweise habe ich das Gefühl noch jemanden hinter mir her zu ziehen. Um 16 Uhr ist dann Schluss für heute, wir erreichen „Limacunco“, können unsere Zelte im Hinterhof aufschlagen und holen unsere Schlafsäcke hervor, denn es ist wieder deutlich kühler geworden. Wir befinden uns nun auf einer Höhe von 2140 m, die Leute tragen wieder lange Hosen und auch wir müssen schnell etwas überziehen.

Am anderen Morgen bauen wir taunasse Zelte ab, lassen uns zu einer heißen Tasse Kaffee mit Brot nieder und zerbrechen uns den Kopf über die weitere anstehende Steigung. Gerade verzurren wir das Gepäck und wollen uns in die Sättel schwingen, da erblickt Bryce einen blauen LKW mit leerer Ladefläche. Schnell nachgefragt und wir dürfen bis ins nächste Dorf, „Marcapata“, aufladen. Nachdem unsere Räder und die Gepäcktaschen verstaut sind, steigen noch zahlreiche Schulkinder in Uniformen und Frauen mit umgebundenen Babys sowie Kleinkindern hinzu, bis wir abfahren. Serpentinenartig bahnt sich der vollbeladene LKW seinen Weg in die Höhe. 900m und einen gesamten anstrengenden Radeltag ersparen wir uns durch diesen Transport und sind glücklich, als wir oben die Räder abladen und auf die zurückgelegte Strecke im Tal hinabblicken können. Beinahe kann einem schwindelig werden, wenn man die unzähligen Kurven und Serpentinen sieht.

In Marcapata angekommen, dürfen wir den Auftakt des Nationalfestes für den 28. Juli miterleben. Ein großartiges Spektakel mit vielen Kindern in Uniformen, Musikkappellen, peruanischen Flaggen und traditioneller Kleidung. Wir lassen uns zu einem zweiten Frühstück am Straßenrand nieder und schauen gebannt dem Treiben zu. Ich bin so fasziniert von den farbenprächtigen Ponchos der Männer, den runden Stoffhüten der Frauen und der handgestrickten Mützen der Kinder, dass ich mich kaum aufraffen kann weiterzufahren. Gegen 10:30 Uhr müssen wir dann aber wirklich los, wenn wir heute noch ein wenig Strecke in Richtung Cusco „erledigen“ wollen und so verlassen wir Marcapata, welches mir in sehr guter Erinnerung bleiben wird. Sogleich geht es auch wieder steil bergauf, bis zum Mittag schaffen wir nur magere 18 km! Ein kurzer Stopp für Kekse und Cola in einer winzigen Hütte, danach feiert Bryce seinen 5.000 geradelten Kilometer und schon verschwindet die Sonne hinter den hohen Bergen. Es ist zwar erst Nachmittag, doch beide sind wir müde, ohne die wärmende Sonne wird es jetzt auch noch richtig kalt und der Passgipfel ist noch weit entfernt.

In „Pallquella“, einem Ort mit alten Steinhütten, muss ich erst einmal längere Zeit suchen, um überhaupt einen Bewohner finden zu können, der dann leider jedoch kein Spanisch spricht, sondern nur Quechua oder Aymara… Er gibt uns aber zu verstehen, dass wir uns vor den Hunden in Acht nehmen sollen, denn die würden gerne in die Waden beißen. Am liebsten würde ich sofort von hier verschwinden, doch wohin? Also laufe ich zur nächsten Hütte, auf mein Klopfen reagiert zunächst niemand, doch ich sehe Rauch aus dem Schornstein aufsteigen, folglich muss da doch jemand drin sein?! Ich gebe das Klopfen und Rufen auf, trete einfach ein und befinde mich in einem stockdunklen Raum, kann nichts Weiteres erkennen, nur dass ein Mann vor einem Holzfeuer sitzt. Irgendwann nimmt er dann doch endlich Notiz von mir, spricht sogar ein wenig Spanisch und wir bekommen Zelterlaubnis.

Das erste Mal seit langer Zeit holen wir nun auch unseren Kocher wieder hervor, es gibt Pasta mit Tomatensoße… und um 18: 30 Uhr verschwinden wir beide in unsere warmen Schlafsäcke, draußen ist es zumindest für mich einfach nicht mehr auszuhalten, wir befinden uns schließlich schon auf einer Höhe von 4280m und die Nächte werden eisigkalt. Vielleicht ist es auch der rasante Temperaturwechsel, der mir zu schaffen macht, denn vor drei Tagen schlief ich noch in T-Shirts und Shorts ohne Schlafsack.

Entsprechend habe ich diese Nacht auch kaum ein Auge zugekriegt, mein Zelt war noch vom Vortag nass und hat bei diesen Temperaturen von innen sowie von außen Frost angesetzt. Froh bin ich über den heißen Haferbrei, den Bryce für uns beide am Morgen gekocht hat und dann machen wir uns auch schon wieder auf den Weg. 8km geht es noch steil bergauf, dann haben wir es geschafft!

Gipfelfoto auf 4.725m Höhe und eine gigantische Aussicht auf die schneebedeckte „Nevada Ausangate“.

Nach 3 ½ Tagen bergauf, dürfen wir endlich bergab rollen!!!

Das Gefühl ist unbeschreiblich, wir spüren wie der Fahrtwind uns die Haare aus dem Gesicht fegt, müssen sogar eine weitere Jacke überstreifen, um nicht völlig auszukühlen.

Gegen Mittag erreichen wir „Ocongate“, verschnaufen ein wenig, essen am Straßenrand und schauen uns die Kleidungen der Einheimischen an, denn auch hier wird der 28. Juli zelebriert.

Doch wie nun weiter? Es steht ein neuer Pass von 4.200m Höhe bevor. Beide sind wir trotz der „nur“ 40 zurückgelegten Kilometer, inklusive der rasanten Abfahrt, geschafft von den vorherigen Bergetappen und würden auch gerne am 28. Juli in Cusco sein, um das Fest dort miterleben zu dürfen.

Als ein Transporter an uns vorbeifährt, springe ich schnell auf, renne dem Fahrer hinterher bis er stehen bleibt und frage nach einem „Lift“ bis zum Gipfel. Zunächst verlangt er einen unverschämt hohen Preis, doch schließlich können wir uns einigen und laden auf. Über eine Stunde braucht der LKW, um die Höhe von 4.200m zu erreichen, nach einem steilen Anstieg geht es vielfach erst einmal wieder stark bergab und wir verlieren wieder an Höhe…

Einen weiteren anstrengenden Bergtag haben wir uns somit erspart und dürfen nun zum zweiten Mal einen schönen Downhill genießen, 20km bis nach „Urcos“.

Kurz vor dem Erreichen des kleinen Ortes treffen wir noch auf einen verrückten Brasilianer, der seit 5 ½ Jahren mit seinem Fahrrad durch Südamerika fährt und besonders stolz auf seine strammen Waden- und Oberschenkelmuskel zu sein scheint, jedenfalls zeigt er sie uns bestimmt drei Mal, bevor er sich in Richtung Titicacasee auf den Weg macht.

Wir wollen noch ein wenig weiter, fahren bis es stockdunkel ist, wir mal wieder unsere Stirnlampen auspacken müssen und finden einfach keine geeignete Campingstelle, bis wir in „Andahuaylillas“ eintreffen und dort auf einer freien, steinigen und mit Müll übersäten Stelle zelten können – aber es ist ja auch nur für eine Nacht…

Flott erledigen wir die noch fehlenden 40km nach Cusco, der Hauptstadt des Inkareiches und feiern unsere Ankunft sowie meinen 9000sensten Kilometer mit einem frischgepressten Fruchtsaft.

Die Hostalsuche gestaltet sich aufgrund des Nationalfeiertags sehr schwierig, doch nach zwei Stunden Suche ergibt sich die Möglichkeit in einem Hostal („Mirador del Inca“) für sehr wenig Geld zu zelten. Der Untergrund ist für die nächsten Tage zwar sehr steinig und hart, dafür haben wir aber den BESTEN Ausblick über die Stadt. Morgens und auch nachts, traumhaft anzusehen.

Pictures & Video

endlich Asphalt und sogar mit Seitenstreifem
endlich Asphalt und sogar mit Seitenstreifem
Oldtimer auf dem Weg von Cusco nach Brasilien
Oldtimer auf dem Weg von Cusco nach Brasilien
schnell ein paar Vitamine für unterwegs
schnell ein paar Vitamine für unterwegs
ja, das sind "Häuser" hier...
ja, das sind "Häuser" hier...
Bergauf, über 4000 Höhenmeter
Bergauf, über 4000 Höhenmeter
im Straßenverkehr
im Straßenverkehr
Fisch gefangen Straße Finale des Copa Argentinia 2011
Finale des Copa Argentinia 2011
Camping-/Fußballplatz
Camping-/Fußballplatz
immer schön dem Berg entgegen
immer schön dem Berg entgegen
Mittagsrast Maiskolben Camping Limacunco
Camping Limacunco
Marcapata Peru hmm so viel Zucker ;-)
hmm so viel Zucker ;-)
Fiesta "28 de Julio"
Fiesta "28 de Julio"
Fiesta in Marcapata
Fiesta in Marcapata
mit Pauken und Trompeten
mit Pauken und Trompeten
traditionelle Kleidung
traditionelle Kleidung
farbenfroh und einfach schön!
farbenfroh und einfach schön!
weiter gehts bergauf
weiter gehts bergauf
in zahlreichen Serpentinen
in zahlreichen Serpentinen
ein neugieriges Lama
ein neugieriges Lama
kein Ende in Sicht
kein Ende in Sicht
Pallquella noch mehr Serpentinen
noch mehr Serpentinen
schon ganz schön weit oben
schon ganz schön weit oben
WOW vor der "Nevada Ausangate"
WOW vor der "Nevada Ausangate"
über 6000 m hoch sind die Gipfel
über 6000 m hoch sind die Gipfel
Ocongate ein Lift zum nächsten Gipfel (4200m)
ein Lift zum nächsten Gipfel (4200m)
9000 km! es ist unglaublich aber wahr, 9000km!!!
es ist unglaublich aber wahr, 9000km!!!
4.725m Pass kurz vor Cusco Ankunft in Cusco
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