Spät am Abend treffe ich in Perus Millionenhauptstadt ein und bekomme durch die Hilfe eines Sicherheitsbeamten ein schönes Hostal zugewiesen.
Gleich am folgenden Tag wähle ich die Telefonnummer von Lucho's Bruder, Cesar, der hier in Lima wohnt und mich auch gleich für den Mittag zu sich einlädt. Ich verbringe einen ersten schönen Tag, bei gemeinsamem Mittagessen mit Cesars zwei Söhnen, seinem Neffen sowie seinen Eltern. Später am Abend geht es sogar noch ins „Estadio Nacional" und ich komme in den Genuss einem Fußballspiel zwischen Peru und Bolivien beizuwohnen. Die Stimmung ist, obwohl es sich „nur“ um ein Freundschaftsspiel handelt, gigantisch und alle Plätze sind ausgebucht! Mit einem Unentschieden (2:2) können schlussendlich beide Mannschaften gut leben und auch die Zuschauer gehen glücklich nach Hause.
Für die kommenden Tage habe ich mich an einer Spanischschule eingeschrieben und verbringe nun jeden Morgen vier Stunden auf der Schulbank. Hochkonzentriert versuche ich meiner Privatlehrerin, Carolina, zuzuhören und die gestellten Aufgaben zu meistern. Nach dem Unterricht bin ich meist so geschafft, dass ich einen kleinen Mittagsschlaf benötige…
Die restliche Zeit verbringe ich die Stadt erkundend. Besonders das Meer hat es mir angetan, welches ich über Monate hinweg nicht zu Gesicht bekommen habe. Ich lausche dem Rauschen der Wellen auf den Kieselstrand und gucke den Surfern zu.
Das Wetter betrübt mich ein wenig, jeden Morgen wenn ich aufstehe, muss ich einen grauen Himmel ertragen, Nebelschwaden ziehen am Fenster vorbei und öfters nieselt es leicht.
So bin ich froh, als endlich der 10.09.11 vor der Türe steht und ich mich auf den Weg zum internationalen Flughafen machen kann, um meinen kleinen Bruder, Noah, abholen zu dürfen.
Geschlagene zwei Stunden stehe ich in der Wartehalle, sehe Hunderte von Reisenden, die sich ihren Weg zum Ausgang bahnen und ihren Verwandten in den Armen liegen, doch Noah will einfach nicht erscheinen. Als einer der Letzten kommt er plötzlich mit seinem Gepäck auf mich zu gelaufen und wir liegen uns nach etlichen Monaten der Trennung endlich wieder in den Armen. Ein schönes Gefühl!
Leider gibt es jedoch auch gleich eine neue große Sorge: das Fahrrad ist nicht mit eingetroffen.
Wir sollen es am folgenden Tag noch einmal probieren…
Sogleich muss ich mich an meine eigene Ankunft in Ushuaia erinnern, als ich geschlagene vier Tage auf mein Fahrrad gewartet habe.
Eine weitere Überraschung erwartet mich im Hostal, als Noah seine Taschen auspackt. Meine Freunde von daheim haben mir doch tatsächlich ein kleines Überlebenspaket mitgeschickt. Die Freude meinerseits ist riesig und es tut gut, zu wissen, dass „man mich noch nicht vergessen hat“.
Vielen Dank an alle Beteiligten nochmal von dieser Stelle!!!
Unseren ersten gemeinsamen Tag verbringen wir in Limas Innenstadt, zum ersten Mal scheint herrlich warm die Sonne vom Himmel und wir können den Trubel so richtig genießen. Noah darf einen der bunten Straßenumzüge bewundern, traditionelles peruanisches Essen probieren und einigen Artisten bei ihren Kunststücken zuschauen. Teilweise kommt er aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und auch ich entdecke immer wieder neue Dinge, obwohl ich mich mit der Zeit schon an Einiges gewöhnt habe und Vieles für mich zum Alltagsbild gehört. Umso interessanter ist es, nun zu sehen, wie Noah die peruanische Kultur für sich entdeckt.
Tatsächlich dürfen wir am Abend nach weiteren 1 ½ Stunden Wartezeit am Flughafen das ersehnte Fahrrad in Empfang nehmen und buchen daraufhin sogleich das Busticket nach „La Oroya“, wo wir mein Fahrrad abholen und von dort aus gemeinsam in Richtung Norden weiterfahren werden.