Honduras - El Salvador

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Las Chinamas, Ahuachapán, El Salvador
Thursday, February 16, 2012

San Lorenzo (Honduras) – San Miguel (El Salvador) – Zacatecoluca – Playa El Tunco – Sonsonate – Las Chinamas

Die letzten sieben Kilometer zur honduranischen Grenze sind schnell erledigt und am frühen Morgen sind wir auch schon problemlos ins neue Land: Honduras, eingereist. Der Grenzübergang ist als zwielichtig bekannt und es gilt sich vor sogenannten Schleppern und Taschendieben in Acht zu nehmen. Auf uns beide wirkt der Ort dagegen nahezu ruhig, außer ein paar Geldwechslern spricht uns niemand an und wir denken, dem hektischen Treiben, durch die frühe Morgenstunde entkommen zu sein.

Schon eine Stunde später, es ist gerade einmal 08:00 Uhr, bekommen wir abermals die gnadenlose Hitze zu spüren, verbrauchen Flüssigkeit in rasender Geschwindigkeit und nehmen ganz am Rande die Veränderungen dieses neuen Landes wahr. Am Wegesrand werden lebendige, an Stöcken festgebundene Leguane verkauft, eine landestypische Delikatesse, die sich die Feinschmecker auch einiges kosten lassen. 25 Dollar wird pro Leguan verlangt und das Beste sind die im Bauch des Weibchens liegenden Eier (bis zu 45 Stück an der Zahl).

Auch die Häuser sehen wieder einmal anders aus. Die armseligen Blechhütten aus Nicaragua sind Häusern aus Stein bzw. Lehm gewichen, wobei sich der Straßenzustand allerdings verschlechtert hat und wir nun auf zahlreiche Schlaglöcher Acht geben müssen.

Honduras zählt ebenfalls zu den ärmsten Ländern Mittelamerikas und weist unter anderem eine der höchsten Pro-Kopf-Mordraten weltweit auf. „Das Risiko bei Reisen nach und in Honduras habe sich in den letzten Jahren erhöht", heißt es unter den landesspezifischen Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amtes. Problematisch sind dabei die aus der Armut und Hoffnungslosigkeit entstandenen Jugendbanden. Laut Weltbankberichten zu Folge zählen diese gewalttätigen Banden bereits über 40.000 Mitglieder. Weiterhin heißt es, es herrsche eine geringe Hemmschwelle beim Gebrauch von Schusswaffen.

Als Radfahrer in Mittelamerika befassen wir uns selbstverständlich mit der aktuellen Lage im jeweiligen Land und planen, wählen dementsprechend auch unsere weiterführende Route. Das Ziel besteht nicht darin, die gefährlichsten Länder bereist, sondern sich selbst einen Eindruck von dem Land und seinen Einwohnern beschafft zu haben.

In Honduras haben wir uns aufgrund der aktuellen Warnungen in Bezug auf die Sicherheitslage zu dem direkten Weg in Richtung „El Salvador" entschlossen und verzichten auf eine ins Herzland führende Tour mit dem Rad. Demnach fahren wir lediglich 140 km im Landesinneren, bleiben auf der Hauptstraße und verbringen gerade einmal 1 ½ Tage im Land.

Pfiffe, „Gringo“-Rufe und Betteln nach Kleingeld „Dame un peso!“ sind wir auch aus den vorherigen Ländern schon gewöhnt und können keinen Anstieg dieser Vorkommnisse verzeichnen. Wir haben kein unwohles Gefühl auf der Straße unterwegs zu sein, keine Angst, dass uns jemand kidnappen/ausrauben o.ä. wollen würde, wie es uns von vielen verschiedenen Personen im Vorhinein vorausgesagt wurde.

Nein, ganz im Gegenteil, am Nachmittag finden wir ein einfaches, günstiges Hotel in „San Lorenzo“, wo wir die einzige Nacht in Honduras sicher verbringen und nebenan im „China-Restaurant“ gut speisen können. Beim kleinen Dorfrundgang ist jedem Einwohner die Verwunderung, zwei weiße Gringa's auf der Straße zu sehen, zwar förmlich anzusehen, doch wir erfahren keine negativen Ereignisse.

Der Blick auf den in der Ferne liegenden Pazifik spornt uns an, vorwärts zu kommen und so sind die 55 km bis zur Grenze am Morgen schnell erledigt. Zunächst ist die Situation ein wenig unübersichtlich für uns, haben wir doch den Eindruck uns eher auf einem Markt anstatt an einem Grenzübergang zu befinden. Doch nachdem wir uns durch die Verkaufsstände geschlängelt haben, ist wenige Minuten später auch schon der Einreisestempel für „El Salvador“ im Reisepass und wir radeln über die Grenzbrücke. Dass es auch hier zu Lande, heiß ist, muss ich wohl kaum erwähnen, das Thermometer steht zur Mittagszeit auf 45 °C und wir haben Glück, eine Tankstellen-Pause einlegen zu können, in der wir uns mit Eis und kalten Getränken versorgen. Über uns surrt sogar eine Klimaanlage!

Weiter geht es nach „San Miguel“. Zehn Kilometer bevor wir die Stadt erreichen, begegnen wir Pedro, einem jungen Rennradfahrer, der uns zu einem Fahrradmechaniker bringt. Das Problem mit Corinna's Speichen ist schließlich immer noch nicht behoben und wir fahren in ständiger Angst, dass die drei zu kurzen Ersatzspeichen, die wir in Nicaragua einbauen haben lassen, erneut brechen könnten. Große Hoffnung haben wir beim Anblick der Werkstatt, die sich in einer Art Garage befindet, allerdings nicht und werden umgehend eines Besseren belehrt. 28 Zoll-Speichen sind vorrätig, in Windeseile sind sie eingebaut und ganz nebenbei werden auch noch die Zahnräder gereinigt und die Gangschaltung neu eingestellt. Als der Mechaniker, ein junger Bursche, nach einer halben Stunde Arbeit für all diese Dinge gerade einmal 1,60 Dollar verlangt, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus, drücken ihm 5 Dollar in die Hand und bekommen noch zahlreiche Ersatzspeichen geschenkt. Pedro und der Mechaniker wissen gar nicht, wie glücklich sie gerade zwei Radfahrerinnen gemacht haben!

Wir erhalten den perfekten Start im kleinsten Land Zentralamerikas mit der gleichzeitig höchsten Bevölkerungsdichte: El Salvador.  

Weiter geht es über „Zacatecoluca“ an den Strand nach „Playa El Tunco“. Wir sind beide bestens in Form, fahren die Anstiege mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 28 km/h hinauf und müssen doch kurz vor Eintreffen hart dafür bezahlen. Beide erleiden wir einen Leistungseinbruch aufgrund mangelnden Trinkens bei dieser stechenden Hitze und legen die letzten Kilometer fast im Geh-Tempo zurück.    

Direkt hinter der Hauptstraße befindet sich ein Surferparadies. Bisher haben wir nicht einen einzigen Touristen gesehen, geschweige denn Reisebusse auf den Straßen o.ä.. Doch hier am Strand trifft man sich aus den verschiedensten Teilen dieser Erde. Es ist ein netter, kleiner Ort mit einer angenehmen Besucherzahl, sodass sich die Zahl der einheimischen Surfer mit der der Touristen die Waage hält.

Während sich Corinna einen Tag in die Wellen stürzt, befasse ich mich mit der weiteren Reiseplanung und muss zugleich den Schock verdauen, meine in der dreijährigen Ausbildung bei der Polizei NRW bezogenen Gehälter zurückzahlen zu müssen. Eine Tatsache, die durch die sofortige Kündigung nach dem Erhalt des Diplomes entstanden ist, mich aber nicht vom Fortsetzen der Reise abhalten wird.

Nach „Sonsonate“ geht es entlang der Küstenstraße. Teilweise werden wir mit herrlichen Ausblicken auf die zerklüftete Küste belohnt, müssen dafür aber auch ordentlich in die Pedale treten, denn der Weg ist alles andere als flach…

Immer wieder überholen uns Zuckerrohrtransporter mit Überlänge, gleichzeitig durchfahren wir fünf lange, stockdunkle Tunnel.

Die Unterkunftssuche beginnt auch hier schwierig zu werden, vor 17:30 Uhr können wir in einem der Hotels nicht einchecken, da alle Zimmer bis dahin belegt sind (Sexhotel). Ansonsten gibt es jedoch nur teure Hotelanlagen, die unser Budget bei Weiten übertreffen. Schlussendlich kann ich einen Sonderrabatt für Fahrradfahrer aushandeln und wir dürfen ein Zimmer beziehen.

Am Abend probieren wir unsere ersten „Pupusa's“ in El Salvador, die sicherlich nicht unsere letzten sein werden. Das Nationalgericht, welches aus gefüllten Maistortillas besteht, schmeckt richtig gut und kann mit Bohnenmus, Käse sowie Fleisch variiert werden.

Am Folgetag machen wir uns auf den Weg zur „Ruta de las flores“. Ein Anstieg auf bis zu 1450 Meter erwartet uns, es geht durch liebevoll gestaltete Dörfer im Kaffeeanbaugebiet. Viele Blumen dürfen wir allerdings nicht bewundern, doch die neue, landwirtschaftliche Atmosphäre gefällt uns. Während wir uns in die Höhe schrauben, kommen uns immer wieder schwer mit Holz beladene Renngefährte entgegen. Sie sehen aus wie Miniatur-Go-Karts, erreichen geschätzte Geschwindigkeiten von bis zu 50 km/h und haben lediglich zwei abgeschnittene Autoreifen als Bremse zur Verfügung, auf welche der Fahrer bei Notwendigkeit sein Körpergewicht verlegt.

Nach einem hervorragenden Kaffee mit Nutella-Crêpes an der Spitze, dürfen auch wir wieder hinabsausen, wollen eigentlich noch die Grenze nach Guatemala überqueren und finden ganz zufällig eine tolle Unterkunft mit Pool im Hof. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und verbringen den Abend über im Wasser, mit einem Bierchen in der Hand.

„El Salvador“ ist für uns beide das Überraschungsland schlechthin. Wir haben ausschließlich positive Erfahrungen mit den Menschen gemacht und sind von der landschaftlichen Vielfalt dieses winzigen Landes geradezu begeistert.    

Pictures & Video

auf nach Honduras
auf nach Honduras
hier gibts sogar Fahrradwege!
hier gibts sogar Fahrradwege!
Landschaft Blick auf den Pazifik
Blick auf den Pazifik
Flussüberquerung
Flussüberquerung
Frau arbeitet, Mann guckt zu
Frau arbeitet, Mann guckt zu
Schwerstarbeit für Mensch und Tier
Schwerstarbeit für Mensch und Tier
Ochsengespann Müllkippe ...und die Tiere mittendrin!
...und die Tiere mittendrin!
140km Honduras Grenze zu El Salvador
Grenze zu El Salvador
yes, fündig geworden!!! 28"-Speichen-Drama beendet
yes, fündig geworden!!! 28"-Speichen-Drama beendet
no arms allowed Leguan-Verkauf am Straßenrand
Leguan-Verkauf am Straßenrand
25 Dollar pro Stück
25 Dollar pro Stück
Vulkanland El Salvador
Vulkanland El Salvador
durch ein Städtchen
durch ein Städtchen
dem Hitzetod nahe
dem Hitzetod nahe
genau da wollen wir hin!
genau da wollen wir hin!
Polizei hierzulande
Polizei hierzulande
Surfer's Place Zeichnung Fischer-Frau Surfer-Jungs früh übt sich sie steht!!! Playa "El Tunco" Sonnenuntergang Steine am Strand Fels in der Brandung
Fels in der Brandung
der perfekte Platz
der perfekte Platz
Costa del Balsamo
Costa del Balsamo
Costa del Balsamo
Costa del Balsamo
durch 5 Tunnel ab ins Dunkle Päuschen gefällig?!
Päuschen gefällig?!
letzte Strecke in El Salvador
letzte Strecke in El Salvador
Blumenauftakt Handwerk am Straßenrand
Handwerk am Straßenrand
Artesania Achtung Holztransport!
Achtung Holztransport!
...mit ca. 60 km/h!!!!!!!!!!!!!!!!
...mit ca. 60 km/h!!!!!!!!!!!!!!!!
ich will auch mal!
ich will auch mal!
Bonsai-Bäumchen mit 300 Blüten
Bonsai-Bäumchen mit 300 Blüten
wie im wilden Westen
wie im wilden Westen
Hardcore-Gym Mittagsrast in "Apaneca"
Mittagsrast in "Apaneca"
hmm "Pupusas" Ataco der Schlitten vor der Haustür
der Schlitten vor der Haustür
die haben uns wohl zum Fressen gern ;-)
die haben uns wohl zum Fressen gern ;-)
Schulkinder in Ataco
Schulkinder in Ataco
Kirche in Ataco herrlicher Abschluss in El Salvador
herrlicher Abschluss in El Salvador
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