Cuilapa – Escuintla – Antigua Guatemala – Vulkan Santa Maria (3770m) – Lago de Atitlán
In aller Herrgottsfrühe sind wir am Grenzübergang und reisen, wie bereits in den Ländern zuvor, völlig problemlos ein. Unser Rezept: so früh wie möglich an der Grenze zu sein, scheint sich auszuzahlen. Abermals überqueren wir eine Brücke und befinden uns nun in Guatemala, dem Land, vor welchem meine Reisegefährtin Corinna die meisten und eindrücklichsten Reisewarnungen bekommen hat.
Ausschnitte zweier E-Mail's sollen dies hier einmal verdeutlichen:
"I am from Mexico, but I live in Laredo, Texas.
The last 2 countries, I recommend you not to go is Guatemala and Mexico, gangs and drug related activities had got to a point where they are above the law, and they do what they please."
“I live in Guatemala city, and I have invested in bullet proof cars for all of my family due to gang and drug related violence. Violent crime in Guatemala, El Salvador, Honduras, and in some parts of Mexico is so rampant, that statistically you are safer traveling in Iraq and Afghanistan, and that is a fact.”
Honduras und El Salvador haben wir bereits hinter uns gelassen und können von keinen negativen Ereignissen, die Sicherheitslagen der jeweiligen Länder betreffend, berichten. So lassen wir uns auch von derartigen E-Mails nicht einschüchtern und fahren optimistisch, jedoch mit einer vernünftigen Portion Wachsamkeit ins neue Land.
Wir frühstücken leckere, kleine Brötchen mit Ei in einem einheimischen Restaurant und machen uns auf den Weg in die Berge. Zur Mittagszeit werden wir von zwei Motorradtouristen überholt und ich bemerke nebenbei „Schade, dass die nie anhalten!“, doch wenig später treffen wir die beiden in einem kleinen Ort wieder und unterhalten uns angeregt mit Petra und Frank aus dem Raum „Daun“ in Deutschland. Von Lima (Peru) wollen sie bis in die USA reisen.
Wir schrauben uns weiter in die Höhe, lassen uns an einem Ananasstand gleich eine ganze Frucht in mundgerechte Stücke schneiden und fahren gestärkt bis in den Abend, nach „Cuilapa“ herein.
Das Abendfazit über den ersten Tag in Guatemala fällt positiv aus, wir sind mal wieder auf sehr herzliche Menschen gestoßen und können leider allein im Straßenbild Negatives verzeichnen, es liegt wieder bedeutend mehr Müll herum!
Der zweite Tag beschert uns dann ein Ereignis der unschönen Sorte. Wieder einmal ist es Corinna, auf die ein „Attentat“ verübt wird. Dieses Mal ist es jedoch kein Ketchup, wie es in Nicaragua der Fall war, sondern eine Glasflasche, die jemand aus einem an uns vorbeifahrenden Auto auf sie schmeißt. Glücklicherweise verfehlt die Flasche sein Ziel um einige Distanz, sodass Corinna unbeschadet davon kommt. Ich dagegen realisiere den Vorfall erst viel später, obwohl ich nur 10 Meter hinter ihr fahre. Allein das Geräusch von klirrendem Glas lässt mich aufschrecken.
Auf den Schreck gönnen wir uns bei der nächsten Möglichkeit ein Eis und dürfen die kommenden Kilometer auf flacher Strecke zurücklegen. Nassgeschwitzt kommen wir in „Escuintla“ an und suchen uns eine Unterkunft. Den Tag über wurden wir von zahlreichen Einheimischen vor dieser Stadt gewarnt: „peligroso“ (gefährlich)… Wir hingegen können nichts Gefährliches feststellen und sitzen mit Internetverbindung in einem Restaurant.
Nun trennen uns nur noch wenige Kilometer von Antigua Guatemala. Doch am Morgen legen wir, aufgrund mangelnder Ausschilderung, einen Umweg von 10 km, 150 Höhenmetern und einer Stunde Fahrtzeit ein. Die kühle Morgenstunde ist dahin, unsere Energiereserven sind angebrochen und die Stimmung dementsprechend ein wenig auf dem Tiefpunkt.
Zudem geht es ausschließlich bergauf, ein Phänomen, welchem ich in Guatemala noch öfter begegnen sollte. Selten haben wir derartig viel Schweiß vergossen, müssen ständig anhalten, um eine Pause einzulegen und Wasser nachzutanken, sind müde und von der Hitze halb erschlagen.
Antigua Guatemala erscheint uns daher wie ein Traum. Unsere Augen dürfen sich an buntgeschmückten Kolonialbauten erfreuen und während wir mit den Rädern durch die Gassen fahren, entdecken wir zahlreiche, tolle Cafés und Restaurants, die uns in den nächsten Tagen sicherlich dabei helfen werden, wieder auf die Sprünge zu kommen. Die Reißzwecke, die sich derweil in meinen Vorderreifen gebohrt hat und aus demselben schnell die Luft entweichen lässt, kann unsere Vorfreude nun auch nicht mehr bremsen, legen wir die letzten Meter zum Hostal eben schiebend zurück.
Am Folgetag, wir sitzen gerade bei einem Kaffee in einem der Cafés beisammen, besprechen wir die kommende Reiseroute. Der Abflugzeitpunt von Corinna rückt immer näher, auf unserem Programm stehen jedoch noch einige Dinge, die wir gerne zusammen erleben würden und daher entschließen wir uns, die gemeinsame Radtour hier ausklingen zu lassen. Unbedingt wollen wir nämlich noch auf den Vulkan „Santa Maria“ steigen, der sich in der Nachbarstadt „Quetzaltenango“, kurz auch „Xela“ genannt, befindet. Die Besteigung dieses 3.700 Meter hohen Vulkans im guatemaltekischen Hochland gehört zu den Höhepunkten eines Besuches im Lande. Erreicht man die Spitze, ist es einem möglich innerhalb einer einzigen Stunde Augenzeuge eines Vulkanausbruchs zu werden, ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten. Der niedriger gelegener Nachbarvulkan „Santiaguito“, welcher eigentlich die aktive Lavakuppel des „Santa Maria“ ist, die nach dem letzten Vulkanausbruchs im Jahre 1902 entstanden ist, bricht im Schnitt einmal in der Stunde aus.
Um dieses spektakuläre Naturschauspiel beobachten zu können, verlassen wir am folgenden Tag Antigua und nehmen, mit Trekkingrucksäcken bewaffnet, den ersten Bus nach Xela.
Die Busfahrt ist stressig, müssen wir doch mehrmals umsteigen, obwohl wir einen Direkttransport gebucht haben und so verwundert es nicht, dass wir etwas entnervt und müde in der Stadt eintreffen. Frühstück haben wir auch noch keines im Magen, was bei der vorangegangenen Fahrt sicherlich auch die beste Entscheidung war, doch nun meldet sich der kleine Hunger.
Aufgrund des engen Zeitplans im Hinblick auf Corinna's Abflug, wollen wir jedoch unbedingt am selben Tag noch auf den Vulkan, um eine Nacht dort oben verbringen, den Sonnenunter- sowie -aufgang am Folgetag bewundern zu dürfen und wieder absteigen sowie den Bus zurück nach Antigua nehmen zu können. Ein enges Zeitfenster, welches keine Verzögerungen zu lässt und so muss das Frühstück eben noch ein Weilchen warten, während wir uns auf den Weg zu einem Trekking-Agenturbüro machen. Wir würden gerne nähere Informationen über die genaue Aufstiegsroute herausfinden und uns im Anschluss eigenständig auf den Weg machen. Durch zwei französische Radfahrer, die ich während meiner Radreise in Peru getroffen habe, weiß ich, dass ein Alleinaufstieg möglich und laut ihnen auch gefahrlos zu bewältigen sei. Die Inhaber der Agentur sind da allerdings ganz anderer Meinung und warnen uns ohne Guide aufzubrechen. Die Route sei ohne jegliche Ausschilderung und zudem gäbe es mehrere verschiedene Wege, um auf die Spitze zu gelangen. Nach einigem Hin und Her, entschließen wir uns, uns zumindest auf dem Hinweg von einem Guide begleiten zu lassen und machen uns schnell auf den Weg zum Supermarkt, um die notwendigen Lebensmittel einzukaufen, die Zeit drängt…
Mit dem Auto geht es dann zum Ausgangspunkt, dem kleinen Örtchen „Llanos del Pinal“, keine zehn Minuten von „Xela“ entfernt. Es ist bereits 11:20 Uhr, die Sonne steht hoch am Himmel, der Vulkan Santa Maria ragt wie ein dunkler Riese vor uns auf und Josua, unser Guide, hat es eilig aufzusteigen, denn er selber wird, sobald er den Gipfel erreicht hat, auch wieder ins Tal herabsteigen, um die Nacht nicht oben auf dem Vulkan verbringen zu müssen. Im Eiltempo geht es also dem Gipfel entgegen und schon nach wenigen Metern sind wir drei schweißgebadet. Zunächst geht es auf einem breiten Pfad durch Felder und kleine Wälder, bis wir nach einer knappen Stunde am Fuße des Santa Maria‘s stehen und den direkten Aufstieg beginnen. Zum Glück spenden uns die dicht stehenden Kiefern ein wenig Schatten, sodass wir der direkten Sonneneinstrahlung entgehen. Nahezu pausenlos steigen wir 1300 Meter in die Höhe. Der Aufstieg ist steil und verlangt unserer Kondition einiges ab, schnell merken wir, dass unsere Beinmuskeln durch das Radfahren ganz andere Belastungen gewöhnt sind und zusätzlich unter dem schweren Gewicht unserer bis oben hin gefüllten Trekkingrucksäcke stark zu leiden haben. Serpentinenartig nähern wir uns nach sportlichen 3 ½ Stunden der Gipfelspitze und haben, auch aufgrund der dünneren Luft in dieser Höhe, bei unserem Eintreffen ganz schön zu schnaufen. Oben angekommen nehmen wir den atemberaubenden Ausblick auf die zahlreichen anderen Gipfel des guatemaltekischen Hochlandes zunächst gar nicht wahr, denn wir stehen einer großen Gruppe von Einheimischen gegenüber, die sich hier in luftiger Höhe versammelt haben, um zu Gott zu beten.
Begleitet vom Gesang der Betenden suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen und lassen die schweren Rucksäcke von unseren Schultern fallen. Endlich können wir uns in Ruhe umblicken, den Ausblick genießen, einen Müsliriegel essen und auch unseren nahezu unstillbaren Durst löschen. Hat sich die Pulsfrequenz erst einmal wieder in ihren normalen Rhythmus eingependelt, nimmt man seine Umgebung mit ganz anderen Augen wahr. Uns bietet sich nicht nur ein atemberaubender Rundblick auf die anderen Vulkanspitzen in der Ferne, sondern auch eine stinkende Müllkippe in unmittelbarer Nähe. Überall liegt der Abfall verstreut, von Plastik- und Glasflaschen über Chipstüten und Schokoloadenriegel-Papier, alles liegt herum und wird vom Wind in sämtliche Himmelsrichtungen verteilt. Leider muss ich diese Schandtat der großen Gruppe der Guatemalteken zuschreiben, deren gleichgültige Einstellung in Bezug auf das Wegwerfen von Müll mich an den Rand der Verzweiflung bringen lässt. Eine gute Stunde später, unser Guide Josua hat sich schon wieder an den Abstieg gemacht, treffen noch weitere vier ausländische Trekker am Gipfel ein, doch alle nehmen wir unsere leeren Tüten und sonstigen Abfall am folgenden Tag wieder mit hinunter in die Stadt, um den Abfall ordnungsgemäß entsorgen zu können.
Nachdem wir uns ein wenig erholt haben, suchen wir uns eine halbwegs windgeschützte Stelle, um das Zelt aufbauen zu können. Derweil machen sich bei uns beiden die höhenbedingten Auswirkungen bemerkbar, wobei sicherlich auch der viel zu schnelle Aufstieg einen großen Anteil zu meiner schlechten, gesundheitlichen Verfassung beigetragen hat. Beide plagen uns Kopfschmerzen und mein Magen dreht sich. Im späteren Verlauf der anbrechenden Nacht muss ich mich übergeben.
Dennoch ist der uns sich darbietende Sonnenuntergang vor Einbrechen der Dunkelheit von einmaliger Schönheit. Das Schattenbild des Vulkans zeichnet sich auf den umliegenden Bergen ab und die Spitzen der Berge scheinen wie am Meer, von schäumenden Wellen umspült zu werden, mit dem einzigen Unterschied, dass es sich hierbei um Wolken und nicht um tosende Wassermassen handelt.
Die Nacht wird kalt und windig, doch im Gegensatz zu den anderen Gipfelbesteigern können wir es auf unserem ausgewählten Fleckchen aushalten, während sich ihre Zeltstangen hingegen bis aufs Äußerste biegen.
Allen Strapazen zum Trotz genießen wir am Morgen einen Sonnenaufgang, der mit Worten kaum zu beschreiben ist und uns tausendfach für dergleichen endschädigt. Wir wissen gar nicht so recht, wo wir unsere Augen drauf richten sollen, denn auf der einen Seite zeigen sich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen vor der Bergkulisse und auf der anderen Seite bricht wenige Meter unter uns der „Santiaguito“ aus. Zunächst ist nur ein tiefes Grummeln zu hören und die Spitze der Lavakuppel hebt sich klar in seiner Umgebung hervor. Dann steigen Aschewolken aus dem Vulkan empor, welche innerhalb weniger Minuten ein unglaubliches Ausmaß annehmen, bis sie sich schließlich mit den Wolken am Himmel verbinden. Das Grollen im Vulkaninneren klingt allmählich ab und einen Augenblick später blickt man auf eine ruhige Mondlandschaft, der man nun keineswegs ein derartiges Spektakel zutraut.
Gebannt schauen wir uns keine halbe Stunde später einen weiteren Ausbruch des Santiaguito’s an, bevor wir unser Zelt abbauen und uns an den Abstieg begeben. Die steilen Pfade verlangen uns alles ab und mit zitternden Beinen erreichen wir erschöpft „Llanos del Pinal“. Der Abstieg schien uns beiden nahezu kräftezehrender und anstrengender zu sein, wie der eilige Aufstieg am Tag zuvor, obwohl wir diesmal von niemandem zeitlich gedrängt wurden und es dementsprechend langsam haben angehen lassen. Ein Sammelbus bringt uns schlussendlich nach „Xela“ zurück.
Bevor wir uns wieder nach „Antigua“ begeben, wollen wir dem „Lago de Atitlán“, Guatemala’s Touristenziel schlechthin, einen Besuch abstatten.
Vorher machen wir uns jedoch noch auf die Suche nach einem Fahrradkarton, um Corinna’s Rad flugzeugtauglich verpacken zu können und werden in einem Fahrradgeschäft auch sogleich fündig. Nun mit noch größerem Gepäck ausgestattet, steigen wir in einen sogenannten „Chicken-Bus“ nach „Panajachel“, der bedeutendsten Stadt am drittgrößten See Guatemala‘s. Der Bus ist ein farbenfroher, aussortierter, nordamerikanischer Schulbus und trägt hier diesen Namen, da von den Einheimischen oftmals lebendige Tiere mitgenommen werden, vorwiegend Hühner. Zudem sitzt man derartig eng beieinander, dass man sich wie in einem Hühnerstall vorkommt ;-)
An der Straßenkreuzung nach „Panajachel“ werden wir regelrecht aus dem Bus geworfen, den leeren Fahrradkarton, der für die Fahrt auf dem Dach befestigt wurde, gibt man uns dankenswerter Weise noch in die Hände und da stehen wir nun. Eine Stichstraße führt von der Hauptstraße ab, den Weg hinunter, vermutlich zum See und nach Panajachel, doch sicher sind wir uns dabei nicht. Ein Pick-up kommt vorbei, winkend bringe ich ihn zum Stehen und frage den Fahrer nach dem Weg. Mit unserer Vermutung lagen wir richtig und werden eingeladen auf der Ladefläche Platz zu nehmen. Dies lassen wir uns kein zweites Mal sagen, hieven unser Gepäck und den sperrigen Karton auf den Wagen und schon kann es losgehen. In zahlreichen Kurven windet sich die Straße zum See hinunter, es sind mindestens noch weitere zehn Kilometer Fahrt, bevor wir die Stadt erreichen, eine bodenlose Unverschämtheit, dass man uns im Chicken-Bus versprach bis ins Dorf zu bringen, um dann oben an der weit entfernten Kreuzung ausgesetzt zu werden. Unserem netten Pick-up-Fahrer können wir daher gar nicht genug danken, als er kurzerhand auch noch jegliches Fahrgeld ablehnt und uns einen schönen Abend wünscht.
Schnell stellen wir fest, dass wir uns in einem der touristischen Zentren des Landes befinden. Hotels, Restaurants und Bars gibt es in Hülle und Fülle.
Der Motorradverleih kann dagegen nicht gerade mit seinem Angebot überzeugen. Uns beiden würde lediglich eine 200ter Rennmaschine zur Verfügung stehen und so wird aus unserem Plan, den Lago de Atitlán auf dem Motorrad zu umrunden, leider nichts.
Eine Bootsfahrt auf die gegenüberliegende Seite des Sees, nach „San Pedro La Laguna“ entschädigt für die ausgefallene Motorradtour und insgeheim sind wir beide froh darum, denn unsere Beine schmerzen vom vorangegangenen Vulkanaufstieg doch sehr. Mit dem Tuk Tuk (dreirädige Motorradrikscha) lassen wir uns zu einem Aussichtspunkt bringen, dürfen den See und sein Umland einmal aus der Vogelperspektive betrachten und fahren anschließend wieder hinab ans Ufer. Nach einer leckeren Bananenmilch geht es mit dem Boot zurück nach Panajachel, um rechtzeitig den Anschlussbus nach Antigua Guatemala erwischen zu können.
Zurück in Antigua basteln wir aus mehreren verschiedenen Kartons eine sichere Fahrrad-Transportbox und sitzen am Abend in einem kleinen Restaurant beisammen, um die sechs gemeinsam verbrachten Wochen ausklingen zu lassen. Es war eine aufregende Zeit durch Zentralamerika mit unvergesslichen Ereignissen. An dieser Stelle möchte ich mich auch bei Corinna für ihre Begleitung bedanken!!!
Früh am Morgen ist es dann soweit, der Shuttlebus zum Flughafen steht um 04:00 Uhr vor der Türe, doch als der Fahrer den großen Fahrradkarton erblickt, macht er uns sogleich deutlich, dass er ihn nicht mitnehmen wird. Eindringlich reden wir auf ihn ein, den Karton auf dem Dach zu befestigen, wenige Minuten später dreht er sich jedoch einfach um, steigt in den Wagen und fährt davon. Beim Ticketkauf einen Tag zuvor, wurde Corinna versichert, dass ihr Fahrrad mitgenommen werden würde, doch hier stehen wir nun, abreisebereit und ohne Fahrer…
Die Zeit drängt, das Flugzeug wird schließlich nicht auf einen einzigen Passagier warten und so organisieren wir ein Privattaxi, welches keine halbe Stunde später vor der Türe steht.
Eine schnelle Umarmung und weg ist sie… Ich bleibe alleine auf dem Bordstein zurück und lege mich kurz darauf noch einmal ins Bett zurück. Nach diesem stressigen Morgen keine schlechte Idee.
Drei weitere Tage bleibe ich noch in Antigua, bevor ich mich auf mein Fahrrad schwinge und weiter Richtung Norden radle.
Ich bekomme die Gelegenheit den ersten Teil der berühmten Osterprozession zu erleben: „Primer domingo de Cuaresma“.
Bunte Blumenbilder verzieren die gepflasterten Straßen. Teilweise werden sie aus gefärbten Teebeuteln und Stoffstücken gelegt. Die sich anschließende Prozession ist beeindruckend anzusehen und vermittelt eine geheimnisvolle Stimmung in der gesamten Stadt, die vor Touristen, Einheimischen, sowie Fotografen und Filmteams nur so wimmelt. Die tiefe Verbundenheit der Guatemalteken zu Gott und ihrem katholischen Glauben wird durch die Hingabe, mit der sie diese Osterprozessionen durchführen, deutlich.
Am Abend darf ich eine Vorstellung der „Reel Rock Film Tour“ erleben. Auf der Plaza steht eine Leinwand bereit und zeigt den Zuschauern sechs kurze Kletter-, Boulder- und Slacklinefilme. Am meisten beeindruckt mich dabei ein kleines, neunjähriges Mädchen namens „Ashima“, welches eine ausgesprochene Begabung im Klettern besitzt.
Schnell vergehen meine drei Tage der Ruhe und Organisation. Die farbenfrohe Kolonialstadt „Antigua Guatemala“ habe ich dabei tief in mein Herz geschlossen und frisch gestärkt kann es nun weiter durch das Land Guatemala gehen.