Cobán - Frontera Corozal

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Frontera Corozal, Chiapas, Mexico
Tuesday, March 20, 2012

Cobán – Chisec – Sayaxché – Flores – Tikal – Flores – Las Cruces – Frontera Corozal

Der Wetterbericht verspricht für den bevorstehenden Tag nichts Gutes: leichte Regenschauer am Vormittag, starke Regenschauer am Nachmittag, sowie gegen Abend.

Mir ist dagegen schleierhaft warum von Schauern die Rede ist, wenn es seit Tagesbeginn in einem fort durch regnet! Nach wenigen Minuten bin ich durchnässt, nach mehreren Stunden durchweicht und am Ende des Tages kann man mich regelrecht auswringen.

Auf den Straßen ist eigentlich kein Fußgänger anzutreffen, nur in einem kleinen Dorf ist trotz des miserablen Wetters der Fußballplatz besetzt, auf dem ein Turnier stattfindet. Die Kinder spielen im knöcheltiefen Matsch, lassen sich vom Regen kein bisschen den Spaß verderben und kommen lachend zu mir gerannt. Mit frischem Ansporn erklimme ich auch die nächsten Hügel und beschließe nach 5 Stunden Wasser-Fahrt am frühen Nachmittag in „Chisec" meine heutige Etappe ausklingen zu lassen.

Gerade pünktlich, als ich meine Unterkunft bezogen habe, zeigt der Himmel sein Erbarmen und es hört auf zu regnen. Ich nutze den freien Nachmittag, um zum zweiten Mal auf dieser Reise mein Schaltkabel zu tauschen. 3000 Kilometer ist es her, dass ich es schon einmal ausgewechselt habe und ich fühle mich nicht sehr wohl dabei, dies hier im abgelegensten Winkel des Landes machen zu müssen. Doch mir bleibt kaum eine andere Wahl, die Gänge lassen sich nur noch unter großem Kraftaufwand schalten. Überglücklich betrachte ich wenig später mein erfolgreiches Werk, das neue Schaltkabel ersetzt das Defekte, der Schaltgriff dreht sich wieder leichtgängig in meiner Hand, einziger Schönheitsfehler ist die Reduktion von 14 auf 13 Gängen, doch ein wenig Schwund ist ja immer, stimmt's?!

Auch am folgenden Tag erwischt mich ein großes Gewitter. Angetrieben von den dunklen Wolken am Himmel lege ich nur kurze Stopps ein und schaffe es zum allerersten Mal in Guatemala die magische 100 km-Grenze zu überschreiten. Gleichzeitig erreiche ich meinen 18.000sten Gesamtkilometer.

Am Morgen nach „Sayaxché“ habe ich einen kleinen Fluss zu überqueren, ein kleines Holzboot bringt mein Rad, mich und einige andere Passagiere sicher an die gegenüberliegende Uferseite.

Die Strecke führt sehr eintönig durch „Dschungel“, links und rechts grünt das Weideland, welches von einigen Palmen durchsetzt ist. Lautstarkes „Löwengebrüll“ lässt mich abrupt abbremsen und der Ursache auf den Grund gehen. Gleich über mir veranstaltet eine Affenfamilie ein regelrechtes Konzert. Es ist faszinierend, dass solch kleine Tiere einen derartigen Lärm veranstalten können, dass man zuerst annimmt, sich tatsächlich in Anwesenheit großer Raubtiere zu befinden.

Am frühen Nachmittag erreiche ich „Flores“, die Hauptstadt von Petén, dem nördlichsten und flächenmäßig größten Verwaltungsbezirk Guatemalas. Flores ist eine Insel im „Lago Petén Itzá“ und nur durch einen künstlich errichteten Damm mit dem Festland verbunden.

Durch ihre unmittelbar günstige Lage zu sämtlichen Maya-Stätten in der Umgebung, insbesondere natürlich „Tikal“ wird die Stadt vom Tourismus dominiert, welcher sich in den zahlreich vorhandenen Restaurants, Bars und Cafés wiederspiegelt. Nach meinen letzten Tagen Fahrt durch kleine Dörfer im Landesinneren genieße ich die Zivilisation dieses Mal und lasse mir eine große Portion Pasta schmecken. Der Blick auf die untergehende Sonne ist dabei fast zu schön, um wahr zu sein.

Mit reichlicher Verspätung mache ich mich anderntags auf den Weg nach Tikal. Die Sonne steht schon hoch am Himmel und schnell gerate ich ins Schwitzen, schließlich befinde ich mich im tropischen Tiefland des Petén und die Luftfeuchtigkeit ist dementsprechend hoch.

Immer wieder ergeben sich wunderschöne Blicke auf den spiegelglatten Lago Petén Itzá. Das Wasser ist von türkisblauer Farbe und steht der Karibik in nichts nahe.

Gegen 13:30 Uhr erreiche ich den Parkeingang zu der Maya-Stätte. Doch an der heruntergelassenen Durchfahrtsschranke ist erst einmal Schluss für mich. Das Eintrittsticket für den kommenden Tag kann erst ab 16:00 Uhr erworben werden und so richte ich mich gemeinsam mit einem Motorradreisenden und einem schweizer Geschwisterpaar auf eine längere Wartezeit ein.

Um 15:15 Uhr lassen uns die Aufseher, immerhin 45 Minuten eher wie erwartet, die Schranke passieren. Das Eintrittsgeld für Ausländer beträgt die sechsfache Summe im Vergleich desjenigen, welches die Einheimischen zu zahlen haben. Fassungslos begebe ich mich an die letzten 17 hügeligen Kilometer und stelle nach einer Stunde mein Zelt auf dem Gelände des „Jaguar Inn“ auf. Schnell mache ich mich auf den Weg in den Park und schaue mir den Sonnenuntergang an der „Plaza Grande“, dem Hauptplatz der Tempel, an. Der erste Eindruck ist überwältigend, das Gelände riesig und durch die verschiedenen Geräusche der vertretenen Tierarten fühlt man sich tatsächlich wie mitten im Dschungel!        

Möchte man den Sonnenaufgang im Park erleben, wird noch einmal ein gesondertes Eintrittsgeld verlangt. Doch ich bin höchstwahrscheinlich nur einmal in meinem Leben an diesem Ort und daher investiere ich auch in dieses Ticket. Eine sehr gute Entscheidung, wie sich wenige Stunden später herausstellen sollte...

Um 03:30 Uhr schellt mein Alarm, eine halbe Stunde später mache ich mich mit der Taschenlampe bewaffnet auf den Weg zur Eingangsschranke. Mit einigen anderen Touristen treffe ich mich mit dem Guide, der uns im Stockdunkeln zum Fuße des Tempel IV führt.

Gespannt erklimmen wir die zahlreichen Stufen des Tempels und warten an der Spitze auf den anbrechenden Tag. Für wenige Minuten zeigt sich ein tolles Naturschauspiel. Deutlich treten zwei andere Tempel aus dem Dschungel hervor, während sich der Himmel in ein unbeschreibliches Orange-Pink färbt. Kurz bevor die Sonne vollständig aufgeht, verhüllt sich alles in Sekundenschnelle wieder in undurchschaubaren, weißen Nebel.   

Während sich die anderen Touristen hinab auf den Weg in die Ruinenstätte begeben, genieße ich die ersten Tierstimmen des Morgens. Wenig später darf ich sogar einen wilden Tukan im Baum erblicken und kurz darauf kommen auch die Pyramidenspitzen wieder zum Vorschein, die Sonne steht bereits hoch am Himmel.

Tikal ist nicht nur eine der bedeutendsten Städte der Maya-Periode (3. - 9. Jahrhundert), sondern auch eine der am besten erforschten, selbst wenn bis jetzt noch nicht alle Bauten ausgegraben wurden. Das zum Nationalpark erklärte Gebiet erstreckt sich kilometerweit in den umliegenden Regenwald hinein und gehört heute zum Weltkulturerbe. Bautechnisch befand es sich seiner Zeit auf dem höchsten Stand, während ca. 50.000 Menschen in Tikal lebten.  

Den ganzen Tag verbringe ich durch die Ruinen schlendernd. Herrliche Wanderwege wurden über das Gebiet angelegt und man bekommt viele Tiere zu sehen. Die Umgebung ist erfüllt vom Zwitschern der Vögel, dem Brüllen der Affen in den Bäumen und dem Rascheln der Kleintiere im Unterholz. Den Sonnenuntergang verbringe ich wie am Abend zuvor an der „Gran Plaza“, lasse den Tag Revue passieren und bin mir darüber im Klaren, heute eine einzigartige Maya-Stätte besucht zu haben.

Zurück am Campingplatz treffe ich auf zwei deutsche Motorradreisende: Mägu und Adi (http://goon8-3.blog.de/). Die beiden „Rottweiler“ sind seit einem Jahr unterwegs, ebenfalls in Ushuaia gestartet befinden sie sich mit ihren 650er BMW's auf Weltreise. Es tut gut mal wieder jemanden in der Heimatsprache sprechen zu hören und dazu gleich so nette Leute. Es wird ein sehr schöner, gemeinsamer Abend. Markus stellt „Spätzle“ her, dazu gibt es herrlich angebratenes Hähnchenbrustfilet und eine Dose Bier darf auch nicht fehlen. Mit Erstaunen stellen wir während unserer Unterhaltung fest, wie viele gleiche Reisende uns schon begegnet sind und wie oft wir auf denselben Strecken unterwegs waren.

Am Morgen muss ich voller Entsetzen feststellen, dass ich meinen kleinen, handgemachten Teddybären auf einem der Tempel habe sitzen lassen. Der Verlust von „Fifin“, den mir meine Mutter als Reisebegleitung mit auf den Weg gegeben hat, schmerzt mich sehr, doch auch eine große Infoaktion an den Parkeingängen sowie ein deutscher Suchtrupp im Verlaufe des Tages ergibt keinen Erfolg. Mein Maskottchen, welches mich von Ushuaia nach Tikal begleitet hat, bleibt verschwunden. Ich hoffe, dass der „neue Besitzer“ gut auf ihn aufpassen wird!

Niedergeschlagen begebe ich mich zurück zur Hauptstraße und schlage den nördlichen Schotterweg am Ufer des Lago Petén Itzá ein. Die Strecke ist hügelig und erinnert mich von der Landschaft her stark an die Umrundung der Insel „Isla de Ometepe“ in Nicaragua. Ab und zu ergeben sich tolle Blicke auf den See, wenn auch die Außentemperatur schwül heiß wird. Im kleinen Örtchen „San Andrés“ versuche ich einen Boottransport zu organisieren, um schneller nach Flores zurückkehren zu können, doch 7,50 € sind mir für die kurze Überfahrt entschieden zu viel und so radele ich weitere 20 km um den See, bevor ich wieder in Flores bin.

Am nächsten Tag geht es stark in Richtung mexikanischer Grenze. Meine Zeit in Guatemala neigt sich dem Ende zu. Dieses facettenreiche Land wird mir immer in guter Erinnerung bleiben, für mich ist es trotz oder eben aufgrund der steilen Anstiege und Abfahrten das schönste und mit Abstand traditionsbewussteste Land Zentralamerikas. Ein letzter Übernachtungsstopp in „Las Cruces“ und achtzig, über eine staubige Schotterstraße führende, Kilometer weiter befinde ich mich auch schon am Grenzfluss „Rio Usumacinta“. In einem kleinen Holzboot überquere ich den Fluss und betrete das Grenzgebäude auf der mexikanischen Seite. Wenige Minuten später trifft auch eine große Reisegruppe ein, doch zum Glück wird mein Reisepass zuvor abgestempelt.

So habe ich innerhalb weniger Minuten ein neues Land betreten und erstaunt werde ich von den guatemaltekischen sowie mexikanischen Grenzbeamten nach meinem Aufenthalt in Guatemala befragt, da das Land zur Zeit so gefährlich sei und es von „bandidos“ (Räubern) nur so wimmeln würde. Lachend werfe ich ihnen entgegen, dass es mir während meinem 33 tägigen Aufenthalt ausgezeichnet gefallen habe und ich nicht die geringsten Schwierigkeiten gehabt hätte.

Viel mehr würde es mich interessieren, wie es denn derzeit um Mexiko bestellt ist. Ebenfalls über das ganze Gesicht strahlend bekomme ich als Antwort ein „tranquilo“ (ruhig) zu hören. Aus den Medien habe ich da allerdings etwas Anderes entnehmen müssen und auch einige Warnungen von Freunden haben mich erreicht, die keine allzu positiven Nachrichten über dieses, für mich neue, Land zu berichten wissen. Doch wie immer werde ich mir meinen eigenen Eindruck verschaffen und im Anschluss darüber berichten.
Seid also gespannt!!!    

Pictures & Video

Fußballspiel im Regen/Matsch
Fußballspiel im Regen/Matsch
ich sehe übrigens so ähnlich aus ;-) (nass)
ich sehe übrigens so ähnlich aus ;-) (nass)
ein langer Tag im Regen
ein langer Tag im Regen
Ankunft nach 5 Stunden im Regen (Chisec)
Ankunft nach 5 Stunden im Regen (Chisec)
meine Hände total aufgeweicht
meine Hände total aufgeweicht
kaputter Schaltzug
kaputter Schaltzug
ja! jetzt kann man hier schwimmen (Schild links)
ja! jetzt kann man hier schwimmen (Schild links)
Straße Landschaft Haus wird gedeckt
Haus wird gedeckt
nächstes Gewitter zieht auf
nächstes Gewitter zieht auf
Himmel Straße im Petén
Straße im Petén
...wenn alles nass ist
...wenn alles nass ist
schnell über den Fluss
schnell über den Fluss
mit dem Fahrrad ist das problemlos
mit dem Fahrrad ist das problemlos
Affenfamilie Kinder Alouatta (Brüllaffe)
Alouatta (Brüllaffe)
Schultransport Flores Flores Flores Sonnenuntergang in Flores
Sonnenuntergang in Flores
Sonnenuntergang in Flores
Sonnenuntergang in Flores
Sonnenuntergang in Flores
Sonnenuntergang in Flores
Lago Petén Itzá
Lago Petén Itzá
einfach traumhaft am Lago Petén Itzá
einfach traumhaft am Lago Petén Itzá
kleiner Preisunterschied für Ausländer
kleiner Preisunterschied für Ausländer
hier ist erstmal warten angesagt (2 Stunden!)
hier ist erstmal warten angesagt (2 Stunden!)
Puma's hab ich jetzt keine gesehen?!
Puma's hab ich jetzt keine gesehen?!
erster Blick am Abend auf Tikal
erster Blick am Abend auf Tikal
Tikal am Abend das erste Morgenlicht
das erste Morgenlicht
Tikal zeigt sich sehr mystisch Ruine im Morgennebel
Ruine im Morgennebel
bis die Sonne ganz da ist
bis die Sonne ganz da ist
Tucan im Nebel Blattschneiderameisen
Blattschneiderameisen
riesen Armee wie siehst du denn aus???
wie siehst du denn aus???
kennt jemand dieses Tier?
kennt jemand dieses Tier?
höchster Tempel in Tikal
höchster Tempel in Tikal
Gran Plaza Tikal Tikal Tikal bis die Sonne wieder untergeht
bis die Sonne wieder untergeht
Tikal um den Lago Petén Itzá
um den Lago Petén Itzá
Fischer bester Ausblick beim Fußball spielen
bester Ausblick beim Fußball spielen
Achtung!!! schön eingeparkt
schön eingeparkt
Gewitter in Flores
Gewitter in Flores
auf dem Weg nach Mexiko
auf dem Weg nach Mexiko
Las Cruces, letzte Station in Guatemala
Las Cruces, letzte Station in Guatemala
Las Cruces die letzten 70km sind dann nochmal Schotter
die letzten 70km sind dann nochmal Schotter
heiß und staubig
heiß und staubig
Schotter pur Grenze!!! schön mein Rad festhalten!
schön mein Rad festhalten!
Ankunft in Mexiko
Ankunft in Mexiko
Comments:
Hallo Swinde, mit Ungeduld und Spannung warte ich seit einem halben Jahr, als ich deine Seite entdeckt habe, immer auf deine neuen schönen Bilder. Ich selbst kenne nur die Radstrecke von Puerto Natales bis Villarica. Ich wünsch dir weiter eine schöne Reise!
Liebe Grüße aus Deutschland!
Immo From Immo, on Apr 16, 2012 at 05:30AM
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