Oaxaca - Puebla, México Ciudad

Back to my 'Swinde_radreise's Great Adventure' blog

Puebla, Central Mexico and Gulf Coast, Mexico
Tuesday, May 8, 2012

Oaxaca de Juárez – San José del Chilar – Teotitlán de Flores Magón – Tlacotepec de Benito Juarez – Puebla, México D.F.

Am Morgen verabschiede ich mich von Gabriela, ihrer Tochter sowie Enkelin und wenig später mit einem wunderschönen Ausblick über die Stadt, auch von Oaxaca.

Nun geht es wieder in die Berge. Am Straßenrand decke ich mich noch einmal schnell mit Erdnüssen ein. Dabei bewundere ich auch die farbenprächtigen Einmachgläser mit Pfirsichen und Gemüse. Doch der Transport von Gläsern ist mir dann doch zu schwer.

Ganz langsam mühe ich mich in Serpentinen den Berg hinauf. Zu langsam, meint ein vorbeisausender Motorradfahrer und schiebt mich mit seinem Fuß, den er gegen meine Hinterradtasche stellt, an. Zunächst freue ich mich natürlich über die kleine Anstiegshilfe. Doch als er mich nach einigen Kilometern immer noch begleitet und ständig auf die nächsten steilen Kurven wartet, schicke ich ihn von dannen. Gerne hätte er mich in den nächsten Ort gebracht, doch mir gefällt mein langsames Tempo mit welchem ich mir den Berg regelrecht erarbeite. 

Wenig später folgt auch schon die Belohnung in Form einer gigantischen Abfahrt, die mir den Fahrtwind um die Ohren sausen lässt. Jauchzend presche ich hinab und mit jedem weiteren Kilometer in die Tiefe spüre ich auch die Hitze ansteigen. Ich befinde mich nun im „Land der Mango's" und tatsächlich liegen in einem kleinen Dörfchen verschiedenste Sorten dieser himmlischen Frucht zum Verkauf bereit. Mit prallgefüllten Taschen fahre ich noch ein wenig weiter und bremse abrupt in der Nähe eines Hauses. So gerade eben hat mein Fahrrad-Tacho die magische Zahl der 20.000 erreicht! 

Freudestrahlend knie ich mich am Straßenrand nieder und breite fünf meiner soeben erworbenen Mangos vor mir aus, um ein Kilometerstand-Foto zu schießen. Neugierig werde ich von der Eigentümerin des anliegenden Hauses beäugt und auch ein vorbeireitender Herr auf seinem Esel stoppt gespannt. Beiden steht die Frage, warum ich denn die Mangos auf dem Boden ausbreite und davon Fotos mache, sichtbar ins Gesicht geschrieben. Nach einer kurzen Erklärung zieht der Eselreiter weiter und aus dem benachbarten Haus kommt auch noch der Mann der Frau hinzu. 

Die Beiden freuen sich über mein Erscheinen dermaßen, dass sie mich gleich zu einer Übernachtung einladen. Nach kurzem Zögern, denn eigentlich wollte ich noch die nächste Ortschaft erreichen, gebe ich der Euphorie nach und lasse mich auf das Grundstück führen. Mein Zelt habe ich noch nicht aufgebaut, da steht schon ein dampfender Teller mit Hähnchen, Reis und Tortillas vor mir. Zum Nachtisch gibt es natürlich Mangos. Es dauert nicht lange, da kommen auch die gegenüberliegend lebenden Enkelkinder im Teenager-Alter zu Besuch. Gemeinsam feilen wir an ihrem Englisch und nehmen dabei des Öfteren Papier und Stift zur Hand. 

Irgendwann übermannt mich jedoch die Müdigkeit und ich ziehe mich nach einer eiskalten Dusche aus bereitgestellten Eimern im Hühnerstall, in meine eigenen vier moskitogeschützten Wände zurück. 

Die Sonne scheint gerade zu versuchen über die Bergspitzen zu klettern, da vernehme ich schon lautes Hühnergeschrei unweit meines Schlafplatzes. Allerdings verklingt der Lärm auch sofort wieder, denn Adán ist gerade dabei den für den anbrechenden Tag bei ihm bestellten Hühnern den Kopf umzudrehen, um sie danach zu rupfen und auslieferungsfertig zu machen. Hat er diese Arbeit erledigt, zieht er seine Wanderschuhe über und läuft zu den Mangobäumen im Tal hinab. Die kühlen Morgenstunden gilt es zu nutzen, um zentnerweise die goldene Frucht von den Bäumen zu pflücken und sie anschließend vorbeifahrenden Autos zu verkaufen. 

Ich packe derweil mein Zelt zusammen, esse mit Velia eine Kleinigkeit zum Frühstück und warte auf Adán, damit ich mich zumindest gebührend von ihm verabschieden und ein gemeinsames Foto schießen kann. Es dauert und dauert, wird immer später und damit auch heißer, doch das freudestrahlende Lächeln Adáns bestätigt mich darin, dass es richtig war auf ihn zu warten. Plötzlich hat er es jedoch eilig, verschwindet im Inneren des Hauses und kommt mit einer CD zurück. Verwundert blicke ich auf das Cover und blicke auf eine Gruppe voller Männer und Frauen im Anzug. Adán und seine Frau Velia singen und spielen aktiv in einem religiösen Musikverein. Auf der CD sind einige ihrer Lieder, die allesamt Gebete an den Herrn beinhalten, zu hören. Noch völlig von dieser Überraschung gefesselt, will Adán nun ein Video mit mir drehen. Dabei muss ich dreimal nachfragen, ob er tatsächlich einen Videorekorder besitzt, doch nach der eigenen CD sollte mich dies eigentlich nicht mehr verwundern. Die Beiden schaffen es in jeder Minute mich erneut zu überraschen. Dazu muss ich hier vielleicht noch erklären, dass sie eigentlich in gar keinem richtigen Haus wohnen, sondern es sich dabei vielmehr um einen zusammen gezimmerten Unterstand aus Zement und übriggebliebenen Pflastersteinen handelt. Die Küche befindet sich vor diesem improvisierten Gebilde. Gleich daneben wurde auch noch eine Autobühne in die Erde gegraben, denn der Sohn macht eine Mechanikerlehre. Gleich dahinter, schräg neben dem Hühnerstall hatte ich mein Zelt für die Nacht aufgebaut. Alles in allem sieht es sehr rummelig aus, was hier jedoch niemanden zu stören scheint.

Das Video drehen wir in einem der hinteren Räume, wobei der Kameramann sogar auf den richtigen Hintergrund und seine Beleuchtung Wert legt. Das wir es schlussendlich drei Mal wiederholen müssen, da bei den vorherigen Aufnahmen jedes Mal die Kamera auf dem Stativ verrutscht ist und somit nur noch unsere Füße zu sehen waren, stört ebenfalls niemanden. Beim dritten Mal kann ich meine Antworten dann wenigstens auch schön flüssig vortragen und bin beim Ansehen des Ergebnisses auf dem flimmernden, alten Fernsehgerät sichtlich gerührt. Da macht es auch nichts, dass der Ton ausbleibt und wir uns gegenseitig nur in unsere stumm bewegenden Gesichter schauen können. Beim Hinausgehen fallen mir noch etliche große Figuren aus Krepppapier ins Auge. Darunter ein lebensgroßer Weihnachtsmann. Freude strahlend zeigt mir Velia ihr kleines Atelier, indem sie die Figuren und Sterne eigenhändig herstellt. Im Sommer leben sie von dem Verkauf der Mangos und Hühner. Im Winter dagegen erhalten sie aus der Umgebung Aufträge, um Weihnachtsdekoration herzustellen. Ein Mancher würde dafür sogar eigens aus Oaxaca anreisen, um bei ihnen „einzukaufen". 

Nahe der Mittagszeit schwinge ich mich endlich in meinen Sattel. Die Sonne steht hoch am Himmel, es ist brüllend heiß und doch bin ich unendlich glücklich so lange gezögert zu haben. Innerhalb der letzten 24 Stunden habe ich eine wirklich tolle Bekanntschaft machen dürfen und Einblick in das wahre ländliche Leben Mexikos erhalten. Adán und Velia wollen mich kaum gehen lassen und wünschen, dass ich beim nächsten Mal für mehrere Monate bei ihnen bleibe. Allerdings solle ich Mann und Kind dann gleich mitbringen. Wann das wohl sein mag?!

Nach nur 40 km erreiche ich „Tecomavaca" und finde in einem kleinen Hinterhof eine private Kochnische, an der ich „Mermelitas“ erstehen kann. Dieses einfache Gericht besteht aus Tortillas, welche mit grüner oder roter Salsa bestrichen sind und anschließend mit Käsekrümeln bedeckt werden. Die erwachsene Tochter kocht, Mutter und Großmutter sitzen zu Tisch. Enkelkinder und eine ganze Bande Jugendlicher treffen wenig später ein. Zum Glück wird meine Bestellung jedoch dazwischen geschoben und während ich zu Mittag esse werden mir viele Fragen gestellt. Anschließend bietet man mir noch eine Gratisfahrt auf einem der dreirädrigen Moto-Taxen an. Mit Blick auf die Uhr muss ich jedoch darauf verzichten. 

Noch einmal werde ich heute auf meiner Tagestour aufgehalten. Diesmal sind es zwei Männer in einem Auto. Eifrig winkend bedeuten sie mir anzuhalten und sind dabei neugierig woher ich komme und wohin ich unterwegs sei. Bereitwillig lasse ich mich dabei von einem der beiden mit seiner Handykamera filmen. Mich freut es heute einfach, dass ein Jeder so positiv an meiner Reise teilhaben möchte. Außerdem werde ich mir das erste Mal so richtig bewusst, wie weit ich eigentlich schon mit dem Fahrrad gereist bin. 

Als ich mein Rad mit letzter Kraft in den Ort schiebe, kommt sogleich ein Helfer herbei gerannt. Er überlässt mir dabei sein unbeladenes Fahrrad und während ich dieses leichthändig vor mich hinschiebe, stemmt er dagegen meines den Berg hinauf. 

Staunend über die mexikanische Gastfreundschaft falle ich an diesem Abend in mein Bett. Ein breites Grinsen scheint mir dabei im Gesicht zu stehen. Wenn mich doch nur die Personen sehen könnten, die mich im Vorhinein so stark vor Mexiko und seinen Einwohnern gewarnt haben. Selber auf Entdeckungsreise gehen, selber Erfahrungen sammeln, das ist mein Ziel und dafür bin ich heute reichlich belohnt worden.         

Die Sonne scheint auch am nächsten Morgen und da ich mich für die Hauptstraße nach „Puebla“ entschieden habe, muss ich das starke Verkehrsaufkommen, den fehlenden Seitenstreifen und einige gefährliche Straßensituationen in Kauf nehmen. Völlig ausgetrocknet erreiche ich nach knapp 8 Stunden mein Tagesziel „Tlacotepec de Benito Juarez“. Die eisgekühlte Flasche Sprite tat selten so gut. 

Den Wecker am Morgen drücke ich entnervt im Halbschlaf aus. Das Zimmer ist stockdunkel, meine Oberschenkel viel zu müde und so ist es kein Wunder, dass ich erst zwei Stunden später, gegen 8 Uhr, abermals erwache. Mein Körper schreit nach einer Pause und so nimmt er sich eben was er braucht. 

Doch 80 km trennen mich noch von „Puebla“ und einem verdienten Rasttag. Abermals versuche ich ungeschoren durch die Verkehrsmassen zu kommen. Die letzten 20 km befinde ich mich auf einer Autobahn mit vierspurigem Fahrbahnsystem. Das Zentrum der Stadt ist jedoch leicht gefunden, da es von Menschen überlaufen ist. Ein Jeder möchte an dem anstehenden Fest „Fiesta de 5 Mayo“ teilnehmen und in Puebla sein. Da spielt es auch keine Rolle, dass ich schon am 29. April einfahre. Alle Unterkünfte in Zentrumsnähe sind ausgebucht. Die regulären Preise haben sich mindestens verdreifacht, vielerorts verzehnfacht. 

Wie gut, dass es „warmshowers“, die Radfahrer-Version von „Couchsurfing“ gibt! Mit ein paar Münzen wähle ich mich zu „Armando“ durch, wenig später treffen wir uns am „Zócalo“ (Hauptplatz). Gemeinsam laufen wir zu seinem Haus und kurz darauf stehe ich auch schon in meiner wenig einladenden Zimmernische für die folgenden drei Nächte. Der „Raum“ misst ca. 3 x 1,5 m und bietet gerade so viel Platz, dass ich meine Isomatte vollständig entrollen und meine Packtaschen daneben stellen kann. Immerhin gibt es ein Fenster zum Lüften, was dringend erforderlich ist. Der Boden ist mit einer zentimeterdicken Staubschicht bedeckt. Auf meine Nachfrage gibt Armando zu verstehen, dass es sich dabei um Vulkanasche handelt. Tatsächlich befindet sich der naheliegende Vulkan „Popocatépetl“ zur Zeit in einer aktiven Phase und spuckt Rauchschwaden in den Himmel. Ein Besen sowie ein Kehrblech bereinigen das Problem jedoch umgehend. Mein Gastgeber drückt mir noch eine batteriebetriebene Glühbirne in die Hand. Aus der provisorisch eingerichteten Dusche strömt kaltes Wasser über meinen Körper und nach einem kurzen Nickerchen bin ich bereit für einen Stadtrundgang. 

Je mehr ich mich dem Zócalo nähere, desto lauter wird das Stimmengewirr. Lautstark rufende Verkäufer bieten ihre Waren an. Vor Freude und Glück schreiende Kinder rennen hinter ihren bunten Luftballons her. Schnell bin ich von den zahlreichen Ereignissen und der Atmosphäre um mich herum völlig vereinnahmt. 

Die Krönung bietet ein Live-Konzert der dafür eigens aus Kanada angereisten Gruppe „Scrap Arts Music“. Diese fünfköpfige Percussion-Band stellt ihre Instrumente aus recycelten Materialien her und liefert eine atemberaubende, energiegeladene Show! Ein absolutes Erlebnis!!! 

Die Altstadt von „Heroica Puebal de Zaragoza“ zählt seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe. Kaum irgendwo sonst in Mexiko ist die spanische Vergangenheit so präsent wie hier. Mehr als siebzig Kirchen und über tausend koloniale Gebäude sind in der Innenstadt erhalten, viele von ihnen verkleidet mit den berühmten, hier hergestellten Talavera-Kacheln. Mit zum wichtigsten Gebäude der Stadt zählt die üppig ausgeschmückte Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert. Sie ist nicht nur die höchste sondern auch die zweitgrößte Kirche ganz Mexikos.

Die Hauptstadt des gleichnamigen zentralmexikanischen Bundesstaates „Puebla“ hat am 5. Mai ihren Nationalfeiertag. Während der zweiten französischen Intervention besiegten die mexikanischen Streitkräfte am 5. Mai 1862 das französische Heer. 

Auch kulinarisch hat die Stadt Einiges zu bieten. „Mole Poblano“, eine dickflüssige, schokoladenhaltige Chilisauce ist landesweit ihr Aushängeschild und zugegebenermaßen einfach himmlisch. „Cemita's“ gibt es fast an jeder Straßenecke zu kaufen. Zwischen zwei Scheiben Sesam-Fladenbrot befinden sich dünn geschnittene Streifen einer Avocado, Fleisch, Käse, Zwiebeln und rote Salsa.

Auch für den Nachtisch hat man sich hier etwas ausgedacht und eine eigene Straße dafür eingerichtet. Verkauft wird „Camote“, kandierte Süßkartoffel in allen erdenklichen Formen und Farben, die meinen Geschmack jedoch nicht treffen kann. 

Meine zwei Tage verfliegen wie im Nu und schon ist meine Tasche erneut gepackt, das Rad sicher bei Armando verstaut und ich sitze fröhlich schwatzend mit Araceli und Luca im Auto. Es geht nach México City! Meine beiden mexikanischen Freunde habe ich zu Beginn meiner Reise in Patagonien auf einem Campingplatz getroffen. Ihre damalige Einladung zu sich nach Hause habe ich damals dankend angenommen und werde sie nun verwirklichen. Ununterbrochen erzählen wir auf der zweistündigen Autofahrt von unseren unterschiedlichen Ereignissen in den vergangenen Monaten und mich überkommt ein nahezu familiäres Gefühl.

„Ciudad de México“, mit über 20 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Welt nach Tokio empfängt mich mit allerlei Lärm und Großstadtverkehr. Wir bahnen uns unseren Weg durch den Stadtkern hinauf an den Stadtrand ins Viertel „San Bernabé“. Beim Abendessen verkünden meine beiden Gastgeber, dass sie die kommende Woche auf Geschäftsreise seien und ich entweder mitkommen oder alleine in ihrem Haus bleiben könnte. Nachdem ich eine Nacht über die Idee mitzufahren nachgedacht habe, entscheide ich mich jedoch dafür die Großstadt alleine zu erkunden. Schnell bügele ich Luca noch zwei Hemden für die Reise und Araceli füllt den Kühlschrank mit Lebensmitteln für mich auf. Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen.

Die Ruhe tut gut. Ich entspanne mich ein wenig im Haus, doch schon am nächsten Morgen kribbelt es in meinen Füßen und ich bin neugierig, was die Millionenmetropole zu bieten hat. 

Doch ein „mal eben in die Innenstadt gehen“ entpuppt sich zu einer 1 ½ stündigen Anreise mit Bus und Metro zum Zócalo. Morgens um 9 Uhr ist alles verhältnismäßig ruhig, die Geschäfte öffnen gerade ihre Pforten. Gegen Mittag sieht das jedoch ganz anders aus. Die Stadt ist nicht wieder zu erkennen. Es ist, um es auf den Punkt zu bringen: „Die Hölle los“. So viele Menschen und solch einen Lärm habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Einerseits bilden die Motoren der diversen Fahrzeuge, die sich nur zu einem Bruchteil auf modernem Stand befinden, natürlich eine Art Basis-Geräusch. Hinzu kommt das Dauerhupen einiger Fahrer, die Presslufthämmer von sämtlichen Baustellen, aktive Alarmanlagen, Lautsprecher betriebene Werbemaßnahmen vor Geschäften und ganz besonders die Menschen an sich. Es ist, als würde ich mich in einem summenden Bienennest befinden und daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.    

Allein das „Centro Histórico“ (Altstadt), welches zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, hat allerlei Sehenswertes zu bieten. 

Ganz fasziniert bin ich von dem „Palacio de Bellas Artes“ (Palast der Schönen Künste). Dieses Kunstmonument ist Mexiko’s wichtigstes Kulturhaus und bietet dem Theater, dem Tanz, der Musik, der Oper und den visuellen Künsten eine gestalterische Plattform. Die bunte Kuppel verleiht dem Gebäude eine majestätische Stellung. Zu besonderen Anlässen wird sie zudem erleuchtet. 

Der „Templo Mayor“ (Großer Tempel) ist die wichtigste verbliebende Ruine im modernen Stadtzentrum. Er war der bedeutsamste und größte Tempel der aztekischen Hauptstadt „Tenochtitlán“ vom 14. bis Anfang des 16. Jahrhunderts. Nach der Eroberung und Zerstörung durch die Spanier wurde Mexiko-Stadt  an gleicher Stelle aufgebaut und überdeckt heutzutage somit fast alle Überreste von Tenochtitlán. 

Ein weiteres wunderschönes Gebäude ist das alte Postamt: „Palacio de Correos de México“. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, war es seiner Zeit das modernste Bauwerk der Stadt. Die Stilrichtung orientiert sich an zahlreichen Epochen, umfasst unter anderem Renaissance, Gotik, Barock und ist somit außergewöhnlich. Die glamouröse Inneneinrichtung raubt einem Jeden beim Eintreten den Atem und das Beste ist, dass auch heute noch der aktuelle Postbetrieb darin stattfindet. So konnte ich gleich ein paar Briefmarken kaufen und Postkarten verschicken.  

Müde fahre ich am Abend wieder mit der Metro und anschließend mit dem Bus nach Hause zurück. Die Metrolinien sind hervorragend mit Symbolen, Haltestellenbeschriftungen und akustischen Ansagen ausgestattet, sodass ich mir trotz Millionenmetropole keinerlei Sorge um meinen Heimweg machen muss. In den kommenden Tagen steige ich einfach immer an der „Traube“ wieder aus und warte auf den Bus nach „San Bernabé“. Rush-Hour-Zeiten sollte man dagegen meiden, jeder einzelne Wagon ist dann überbesetzt und auch im abgetrennten Frauen- und Kinderbereich bleibt kaum mehr Luft zum Atmen. Die Türen schließen dagegen gnadenlos und wenn man es doch geschafft hat hinein zu kommen, befindet man sich bis zu seiner Haltestelle eingequetscht zwischen zahlreichen Menschen. Einem Jeden läuft der Schweiß den Rücken hinab, die Belüftungsanlage scheint seit Jahren ihren Geist aufgegeben zu haben. Auch mit dem Lärm ist es nicht vorbei. Verkäufer bahnen sich ihren Weg durch die müden Passagiere und wollen Musik, Kaugummis oder Taschentücher an den Mann bringen.   

Im Bus lasse ich meine ersten Eindrücke Revue passieren und wie ich so aus dem Fenster schaue, fährt ein nagelneuer Mercedes direkt neben einem rostigen Klapprad vorbei. Dieses Bild beschreibt die Stadt wahrscheinlich besser als alles andere. Es ist eine Stadt der großen Gegensätze. Dekadenter Reichtum neben absoluter Armut. Vorhin las ich noch, dass die meisten Millionäre der Welt hier leben. Von ihnen sitzt wohl keiner hier im Bus. 

Gleich am nächsten Morgen zieht es mich wieder ins Stadtzentrum. Zuerst der Bus, dann die Metro, nach 1 ½ Stunden bin ich da. In meinen Augen ein erheblicher Zeitaufwand, für die meisten Mexikaner Alltagsroutine. 

Als erstes besuche ich den „Palacio Nacional“ (Nationalpalast) am Zócalo. Ein gigantisches Wandbild ziert das Stiegenhaus. „Diego Rivera“, einer der bedeutendsten Maler der Moderne in Mexiko schuf dieses Werk zwischen 1929 und 1951. 

Weiter geht es zum „Parque de Chapultepec“. Vier Kilometer westlich der Altstadt gelegen, befindet sich die größte Grünanlage der Millionenstadt. Der Park ist ungemein groß, sodass eine eigene Karte erforderlich ist. Meinen Geschmack von etwas Ruhe und Erholung im Grünen, um vom Stadttrubel Abstand nehmen zu können, trifft der Park allerdings nicht. Erneut wimmelt es von fliegenden Händlern: Luftballons, Erdnüsse, Eis, alles gibt es zu haben. Oder ist doch eher eine kleine Bootsfahrt gefällig? Der grünlich stehende Tümpel lädt wenig dazu ein. Boote scheint es dagegen im Übermaß zu geben und am Wochenende soll hier der Teufel los sein, wie ich mir habe sagen lassen. 

Zurück laufe ich durch die herausragendste Straße der Stadt: „Paseo de la Reforma“. Es ist die Hauptverkehrsader der Metropole in östlich-westlicher Richtung und mit zahlreichen Denkmälern berühmter Persönlichkeiten versehen. Das Unabhängigkeitsmerkmal, „El Angel“, ein goldener Engel, der sich in 35 Metern Höhe auf einem Obelisk befindet, stellt die bekannteste aller Skulpturen dar und ist das Wahrzeichen Mexikos. 

Die berühmten „Schwimmenden Gärten“ von Xochimilco stehen natürlich ebenfalls noch auf meinem Programm und so mache ich mich an einem Sonntag auf den Weg dorthin. Die Gärten entstanden im 14. Jahrhundert zur Zeit der Azteken und bestehen aus einem Labyrinth von Kanälen. Damals verbanden die Wasserwege die sogenannten „Chinampas“. Dies sind schwimmende Anbauflächen  für Obst und Gemüse sowie von Blumen. Auf langen Holzpfählen wird ein schwimmendes Flechtwerk aus Rohrschilf befestigt, welches anschließend mit Seegrund-Schlamm befüllt wird. Dieser nährstoffreiche Boden ermöglicht den Bauern bis zu vier Ernten pro Jahr. Lasttiere kannten die Azteken nicht, sodass sie dazu gezwungen waren ihre Nahrungsmittel vor Ort selber anzubauen. Die ertragreichen schwimmenden Gärten von Xochimilco stellen ihre Lösung dieses Problems dar.   

Heute stehen die Gärten unter Naturschutz, zählen zum UNESCO Weltkulturerbe und erfreuen sich zahlreicher Touristen. 

Gerade an Sonn- und Feiertagen findet ein lebhaftes Treiben auf den Kanälen statt. Mit einer langen Stange stößt der Kapitän das Ausflugsboot (trajinera) vom Boden ab und lenkt es in die gewünschte Richtung. Neben den Touristen befinden sich auch allerlei fliegende Händler und Musiker auf dem Wasser. Es herrscht ein stetiger Betrieb. Passagenweise ist es so eng, dass man zum Anhalten gezwungen wird. Doch die Atmosphäre gleicht einer wunderbaren „Fiesta Mexicana“ auf dem Wasser. Die Gondeln sind fantasievoll mit Blumenarrangements geschmückt. Auf dem einen Boot genießt eine Großfamilie den freien Tag mit einem gigantischen Picknick. Auf dem nächsten scheint eine Geburtstagsparty in Gang zu sein. Live-Musik einer Marimba-Band bringt einige zum Tanzen. Mexikanische Snacks, Bier und Tequila gibt es in Hülle und Fülle.   

Die traurige Wahrheit besteht in der nicht aufhaltbaren Austrocknung des Sees. Dazu muss erklärt werden, dass die einstige Stadt „Tenochtitlán“, die sich an derselben Stelle befand, wie heute Mexiko Stadt, im Jahre 1325 auf einer kleinen Insel im westlichen Teil des Texcoco-Sees, gegründet wurde.         

Im Zuge der Industrialisierung wurde der See immer weiter zum Austrocknen gezwungen, um unter anderem mehr Siedlungsfläche für die sich rasant ausbreitende Stadt gewinnen zu können. Des Weiteren enthält der See Salzwasser, sodass ein enormer Aufwand für die Trinkwasserversorgung  betrieben werden musste. Dazu wurden entsprechende Dämme gebaut. Durch das rasante Bevölkerungswachstum mussten nun Brunnen errichtet werden, um dem Trinkwasserproblem entgegen zu wirken. Erneute Absenkung des Grundwasserspiegels ist die Folge. Hinzu kommt, dass die Region ohnehin schon stark erdbebengefährdet und die Stabilität der Gebäude somit eingeschränkt ist.      

Die ursprüngliche Fläche des Texcoco sowie Xochimilco-Sees hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verkleinert. Die teilweise wüstenartig zurückgebliebenen Gebiete  haben auch ökologisch gravierende Folgen. So ziehen nun häufig Staubstürme über die Stadt her.  

Während man sich auf dem Boot durch die Kanäle führen lässt, der Live-Musik lauscht und von fröhlich lachenden Stadtausflüglern und Touristen umgeben ist, vermag man die traurige Entwicklungsgeschichte dieses Ortes leicht vergessen. Das Ende dagegen scheint unmittelbar und unaufhaltbar bevor zu stehen.   

Mexiko Stadt ist riesig. Ein paar Tage scheinen kaum ausreichend zu sein, um auch nur einen Bruchteil zu sehen. Von einem Stadtviertel ins Andere und immer erwartet mich etwas Neues. In der Vorstadt „Coyoacán“ befinden sich die Künstler und Intellektuellen. Unter anderem das Geburtshaus und heutige Museum „Frida Kahlo’s“: „Casa Azul“ (blaues Haus). Sie zählt zu den herausragenden Künstlern des Surrealismus. Ganz in der Nähe, in „San Angel“, eines der edleren Stadtviertel, steht das rosa Haus „Diego Rivera’s“. Er gilt als bedeutendster Maler der Moderne in Mexiko und war zeitweilig mit Frida Kahlo verheiratet.    

In der „Zona Rosa“ treffen sich die Lesben und Schwulen. Das Centro Histórico gehört dagegen den Touristen sowie Silber- und Goldhändlern. Die „Condesa“ wirkt mit ihren feinen Straßenrestaurants nahezu europäisch. Mit anderen Worten: ein Jeder wird hier fündig, es gibt Nichts, was es nicht gibt! 

An meinem letzten Tag nehme ich den Bus nach „Teotihuacán“. Eine der gewaltigsten präkolumbischen Ansiedlungen von ganz Amerika erwartet mich. Die „Pirámide del Sol“ (Sonnenpyramide) überragt mit ihren 70 Metern Höhe die gesamte Anlage. Durch die „Calzada de los Muertos“ (Straße der Toten) gelangt man zur etwas kleineren „Pirámide de la Luna“ (Mondpyramide). Die Ruinen, welche ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe zählen, geben mir einen guten Überblick der präaztekischen Zeitspanne.    

Zurück in „San Bernabé“ und im Haus meiner Freunde erwartet mich ein herzlicher Empfang von Luca und Araceli. Gemeinsam tauschen wir uns über die vergangenen Tage aus. Mein Besuch in Mexiko Stadt nähert sich dem Ende und so bekomme ich noch den ein oder anderen Tipp für meine weitere Route durch den Norden Mexikos.

Eine zweistündige Busfahrt bringt mich zurück nach Puebla und zu meinem Fahrrad. Es gibt ein fröhliches Wiedersehen mit Armando. Zwischenzeitlich hat er seine neue Werkstatt fertig gestellt und das einst einer Baustelle gleichende Haus macht nun einen ansehnlichen Eindruck. Ein letztes Mal packe ich meine Taschen um, sodass ich am Morgen abfahrbereit bin und falle in einen tiefen Schlaf. Stadtbesichtigungen können mindestens genauso anstrengend sein wie Fahrrad fahren!  

Pictures & Video

Oaxaca im Smog am Morgen
Oaxaca im Smog am Morgen
Pfirsiche mein Weg Feldarbeit Landschaft mein Weg endlich bergab ;-)
endlich bergab ;-)
schön herum um jede Kurve
schön herum um jede Kurve
bis zum Fluß Tierra del Mango (Mangoland)
Tierra del Mango (Mangoland)
genau hier: 20.000 km!!!!!!!!!!!
genau hier: 20.000 km!!!!!!!!!!!
Reiter Adán beim Hühnchenrupfen
Adán beim Hühnchenrupfen
die Küche Weihnachtsmänner-Fabrik
Weihnachtsmänner-Fabrik
mein Zeltplatz selbst mein Helm findet seinen Platz
selbst mein Helm findet seinen Platz
DANKE Adán y Velia!
DANKE Adán y Velia!
meine lieben Gastgeber
meine lieben Gastgeber
Adán beim Filmen
Adán beim Filmen
ein tolles Interview ganz weit weg im Nirgendwo
ein tolles Interview ganz weit weg im Nirgendwo
Mangoland Start am Morgen Fähnchen so ists richtig: LEISE, hält sich nur niemand dran
so ists richtig: LEISE, hält sich nur niemand dran
Kirche Fahrt nach Puebla
Fahrt nach Puebla
Zócalo Puebla Kinderzeichnungen
Kinderzeichnungen
tolles Konzert: Scrap Arts Music (Kanada)
tolles Konzert: Scrap Arts Music (Kanada)
Scrap Arts Music Scrap Arts Music Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla Puebla großer Rahmen, kleine Räder
großer Rahmen, kleine Räder
Puebla Kathedrale in Puebla
Kathedrale in Puebla
Kathedrale von innen
Kathedrale von innen
Santo Domingo de Guzmán
Santo Domingo de Guzmán
Capilla del Rosario
Capilla del Rosario
Haustüre Kirchentüre Stadtbild Hauseingang in Puebla
Hauseingang in Puebla
Hauseingang in Puebla
Hauseingang in Puebla
Hinterhof in Puebla
Hinterhof in Puebla
Catedral Metropolitana, Ciudad de México
Catedral Metropolitana, Ciudad de México
Ciudad de México
Ciudad de México
Ciudad de México
Ciudad de México
Fahrradtaxen ganz modern!
Fahrradtaxen ganz modern!
man beachte den Eistransporter in der Mitte
man beachte den Eistransporter in der Mitte
Palacio de Correos (Postamt)
Palacio de Correos (Postamt)
Palacio de Correos (Postamt)
Palacio de Correos (Postamt)
Garageneinfahrt Tacostand auch das ist Mexiko's Hauptstadt...
auch das ist Mexiko's Hauptstadt...
Ciudad de México
Ciudad de México
Mercado Taxi im VW Käfer Stil
Taxi im VW Käfer Stil
Torre Latinoamericana, Ciudad de México
Torre Latinoamericana, Ciudad de México
viel Trubel laut, hektisch und bunt
laut, hektisch und bunt
Templo Mayor Palacio Nacional Ciudad de México erwacht
Ciudad de México erwacht
Sonnenaufgang in San Bernabé (Außenbezirk)
Sonnenaufgang in San Bernabé (Außenbezirk)
Sonnenaufgang mein zu Hause auf Zeit
mein zu Hause auf Zeit
Palacio Nacional, Gemälde
Palacio Nacional, Gemälde
Palacio Nacional Palacio Nacional Eingangstüre Monumento a los Niños Heroes
Monumento a los Niños Heroes
Paseo de la Reforma
Paseo de la Reforma
Stadtverkehr mega gefährlich!!!
mega gefährlich!!!
ECO-Bikes, die Stadt tut etwas!
ECO-Bikes, die Stadt tut etwas!
Angel de la Independencia
Angel de la Independencia
Pyramide von San Bernabé
Pyramide von San Bernabé
San Bernabé Ocotepec
San Bernabé Ocotepec
Käfer mit Fahrrad (seht ihr den Kindersitz?)
Käfer mit Fahrrad (seht ihr den Kindersitz?)
erneuter Sonnenaufgang in San Bernabé
erneuter Sonnenaufgang in San Bernabé
Xochimilco Xochimilco Xochimilco Museum "Frida Kahlo"
Museum "Frida Kahlo"
Museum "Frida Kahlo"
Museum "Frida Kahlo"
Fahrradfreundlich in Coyoacán
Fahrradfreundlich in Coyoacán
Coyoacán Graffiti viele Radler unterwegs
viele Radler unterwegs
Zócalo, Übertragung der Präsidentschaftskandidatur
Zócalo, Übertragung der Präsidentschaftskandidatur
Bellas Artes Hochhaus bei Nacht
Hochhaus bei Nacht
Monumento a la Revolución
Monumento a la Revolución
Monumento a la Revolución
Monumento a la Revolución
Monumento a la Revolución
Monumento a la Revolución
Bellas Artes Zócalo-Betrieb bei Nacht
Zócalo-Betrieb bei Nacht
Catedral Metropolitana
Catedral Metropolitana
aus der Ferne ein einziges Lichtermeer
aus der Ferne ein einziges Lichtermeer
Teotihuacán verrückte Touristen in Teotihuacán
verrückte Touristen in Teotihuacán
Piramide del Sol, Teotihuacán
Piramide del Sol, Teotihuacán
in Teotihuacán die Straße der Toten
die Straße der Toten
Armando's Workshop
Armando's Workshop
Armando (rechts) und Tito
Armando (rechts) und Tito
mein kleines Schlafplätzchen in Puebla ;-)
mein kleines Schlafplätzchen in Puebla ;-)
Back to my 'Swinde_radreise's Great Adventure' blog