Antelope Wells (Grenze USA) - Tucson

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Tucson, Arizona, United States
Saturday, July 14, 2012

Hachita – Chiricahua National Monument/Idlewild Campground – Bonita Campground – Elfrida – Tombstone – Tucson

Der erste Tag in den USA und ich bekomme sogleich einen Kaffee serviert. Sam sorgt dafür, dass ich in Schwung komme. Die Hitze ist dagegen brutal. Gegen 14 Uhr bin ich dermaßen am Ende, dass ich auf dem Fahrrad fast einschlafe, doch es ist weit und breit kein Schatten in Sicht. Die Distanzen zwischen den einzelnen Dörfern und Läden ziehen sich endlos hin. Gigantische Ebenen so weit das Auge reicht. Ab und zu rennt mal eine Wüstenrennmaus oder eine Eidechse über die Straße. Als ich „Animas" erreiche, führt mein erster Weg zum Supermarkt. Für eine Handvoll Lebensmittel bezahle ich zehn Dollar. Der erste Schock im neuen Land. Die Preise haben sich verdreifacht. Wie soll das nun bloß weitergehen?

In „Portal" erkundige ich mich nach dem „Chiricahua National Monument“.
Eine Informationsstelle gibt es hier nicht. Für 25 Cent kann ich immerhin eine handgemalte Fotokopie der Wege im National Monument im Laden der Lodge kaufen.

Das erste Schild, auf das ich im Park treffe warnt vor Feuern. Die höchste Gefahrenstufe ist angezeigt, bei diesen Außentemperaturen ist das nicht verwunderlich. Wenig später folgt auch das erste Schild für einen Campingplatz, auf den ich sofort einbiege. Ich bin fix und fertig. Es ist eine sogenannte „Self-Pay-Station“. Vom Besucher werden pro Nacht 10 Dollar verlangt, um die Anlage nutzen zu dürfen. Es gibt ein Toilettenhäuschen sowie eine Handpumpe, mit der man sich mit Grundwasser versorgen kann. Der Preis gilt für ein Auto sowie zehn weitere Personen und ist pro Platz festgelegt. Für mich bedeutet das, dass ich als Einzelperson mit Fahrrad und Zelt den gleichen Betrag zu zahlen habe, wie eine Großfamilie mit Fahrzeug und Freunden. Am nächsten Morgen hinterlege ich zwei Dollar im Bezahlkasten und fahre davon. Das System ist meiner Meinung nach sehr ungerecht.

Erst den zweiten Tag in den USA und schon wechsle ich den Bundesstaat. Von „New Mexico“ fahre ich nach „Arizona“ ein. Die Zeit verschiebt sich dadurch ebenfalls um eine Stunde. So kommt es, dass ich vor 07:00 Uhr schon auf dem Rad sitze.

Stetig bergauf, bei ansteigender Hitze. Kurz vor dem Gipfel, auf 2200 m Höhe, muss ich schieben. Meine Kräfte lassen abermals nach. Vor einigen Jahren muss es hier einen großen Waldbrand gegeben haben. Zahlreiche, verkohlte Bäume stehen links und rechts am Wegesrand. Nun geht es wieder bergab und nach 36 km erreiche ich auch endlich wieder den Asphalt. Das Kassenhäuschen des Chiricahua National Monument ist nun in Sichtweite und wenig später bekomme ich von der netten Dame hinter dem Schalter die Strecken und Wanderungen im Park erklärt. Natürlich macht man es mir hier nicht leicht. Der Campingplatz ist kilometerweit von den sehenswerten Felsformationen entfernt. Einen Shuttle-Bus gibt es, der fährt jedoch nur einmal am Morgen und 08:35 Uhr ist für mich zu spät, wenn ich den großen Rundgang von sechs Stunden machen möchte. Amerikas Nationalparks sind definitiv nicht dafür ausgelegt, um sie mit dem Fahrrad zu erkunden. Hier fährt jeder mit dem Auto oder seinem RV (Recreational Vehicle = Wohnmobil) auf den Campingplatz.

„Diane“, die nette Dame am Schalter, ist jedoch dermaßen von meiner Reise begeistert, dass sie mir anbietet mich am frühen Morgen zum Ausgangspunkt für die Wanderung zu bringen. 04:45 Uhr vereinbaren wir als Abholzeit.

Glücklich steuere ich zunächst das „Visitor Center“ (Besucherzentrum) an.
Hier gibt es Karten über den Park und Souvenirs zu kaufen. Auf detaillierten Informationstafeln wird dem Besucher die Geschichte sowie die geographischen und geologischen Gegebenheiten der Anlage erklärt. Zudem gibt es „Ranger“ (Parkbeamte), die einem bei Fragen zur Seite stehen. Für mich ist dies alles noch sehr neu und so komme ich aus dem Staunen oft nicht heraus. Schließlich habe ich erst vor 3 Tagen die Grenze von Mexiko in die USA überquert und während meiner 1 ½ Jahre in Süd- und Zentralamerika habe ich insgesamt nur eine Handvoll Campingplätze gesehen. Touristische Infrastruktur dieser Art erscheint mir daher wie ein kleines Wunder.

Eine Überraschung ist auch das kleine Braunbär-Baby vor den Türen des Besucherzentrums. Gemächlich läuft es über die Mauer und verschwindet im angrenzenden Wald. Die Ranger sind alarmiert, da sich der Bär so zutraulich den Menschen nähert und seine Mutter sicherlich ganz in der Nähe ist. Mir gibt das Erscheinen des Tieres eine eindeutige Warnung in Richtung Lebensmittelaufbewahrung beim Zelten. Falls Bären-Container vorhanden sind, wird ab sofort alles Essbare darin verstaut. Das Gleiche gilt für Duschgel und Zahnpasta. Sind keine dieser schweren Metallboxen vorhanden, muss ich alles in einen wasserdichten Sack packen und in einen Baum hängen.

Wie verabredet holt mich Diane am Morgen vom Campingplatz ab und bringt mich zum Startpunkt für meine Wanderung. Ein farbenfroher Sonnenaufgang belohnt uns beide für das frühe Aufstehen. 

Und dann sehe ich sie zum ersten Mal: die wunderschönen, ungewöhnlichen Felsformationen des Chiricahua-Nationalmonuments. Vor rund 27 Millionen Jahren wurde diese Gegend von gewaltigen Vulkanausbrüchen heimgesucht. Das umliegende Land wurde so mit einer mehr als 600 Meter hohen Asche- und Sandschicht überzogen. Plattentektonik, Wind und Wasser formten Felsen, die heute oftmals die Form von Gegenständen und Lebewesen haben oder bestimmte Situationen darstellen. Während meiner 16,6 km langen und sechsstündigen Wanderung bekomme ich daher „mushrooms“ (Pilze) aus Stein zu sehen. Andere Formationen tragen die Namen: „Duck on a Rock“ (Ente auf einem Fels), „Balanced Rocks“  (balancierende Felsen) sowie „Kissing Rocks“ (küssende Felsen). Zwei sich gegenüberstehende Felsen wurden die Namen „Punch and Judy“ gegeben. Und wahrhaftig sehen sie aus, wie zwei Personen, die sich Angesicht zu Angesicht gerade mal handbreit voneinander getrennt, in die Augen sehen. Der Besuch im National Monument hat sich für mich sehr gelohnt. Dieses Schutzgebiet ist definitiv einen Abstecher wert!

Übrigens unterscheiden die Amerikaner zwischen „National Park“ und „National Monument. Während ein Nationalpark die Zustimmung vom Kongress für dessen Ernennung benötigt, kann ein National Monument allein vom Präsidenten ausgewählt werden. Finanziell werden sie gegenüber den Nationalparks nachrangig berücksichtigt, ihre Attraktivität und Größe haben dagegen eine nicht zwingend geringere Bedeutung, wie ich beim Chiricahua N.M. gesehen habe.   

Zurück am Campingplatz baue ich geschwind mein Zelt ab und verstaue es auf dem Fahrrad. Nach sechs Stunden wandern stehen nun noch 70 km Fahrrad fahren auf meinem Programm. Wieder  komme ich am Kassenhäuschen vorbei und bin Diane zutiefst für ihren privaten Shuttleservice am frühen Morgen dankbar. Ohne sie hätte ich nicht die Gelegenheit gehabt, diese außergewöhnlichen  Felsformationen zu sehen.

Meine weitere Strecke nach „Elfrida“ ist nun relativ langweilig und eintönig im Vergleich zu dem am Morgen Erlebten. Endlos zieht es sich schnurgeradeaus durch die Landschaft. Zudem ist es mal wieder unerträglich heiß. In „Sunizona“ lege ich eine kleine Pause ein und versorge mich mit einem Sandwich und Wasser. Wenig später schwinge ich mich wieder in den Sattel und treffe am Nachmittag in „Elfrida“ ein. Die Frau im Supermarkt berichtet mir von einer „Wwoofing-Farm“ am Rande des Ortes und sofort mache ich mich auf den Weg dorthin.

Schon zuvor habe ich von einigen anderen Reisenden von dieser Organisation erfahren und dementsprechend bin ich neugierig, um was es sich  dabei tatsächlich handelt. In Deutschland ist es ein gemeinnütziger Verein mit dem Namen: „Freiwillige Helfer auf ökologischen Höfen e.V.“. Ursprünglich ist dies eine britische Organisation, die sich über die Jahre jedoch weltweit verbreitet hat. Heute gibt es entsprechende Farmen in Süd- und Nordamerika, Europa, Afrika sowie Asien.

Dass ich es hier mit einer ganz besonderen Farm und deren Arbeitern zu tun habe, kann ich ganz schnell feststellen. Vor zehn Jahren war dies der Hippie-Treffpunkt schlechthin. Heute hat der Besucherandrang stark nachgelassen und von ehemals 50 Mitgliedern treffe ich noch auf drei Hinterbliebene. Mein Zelt kann ich zwischen den alten Wohnwagen und Bussen aufstellen. Jeder hat hier sein eigenes Gefährt, welches jedoch nun nur mehr als Schlafplatz dient. Keines der Fahrzeuge ist fahrbereit. Tatsächlich gibt es einen eigenen Garten mit ökologischem Anbau, in dem fleißig gearbeitet wird. „Wwoofen“ versteht sich als freiwilliges Mithelfen auf Bauernhöfen gegen freie Kost und Logis. Beim gemeinsamen Abendessen, einer leckeren Kartoffelpfanne mit Zutaten aus dem eigenen Garten, komme ich mit Daniel und Tissy ins Gespräch. Daniel versucht mit harter, körperlicher Arbeit auf der Farm von seinem Drogenproblem loszukommen.

Tissy pendelt zwischen Italien und der Farm hin und her und weiß noch nicht so recht, was die Zukunft für sie bereit hält. Am Abend wird „weed“ (Gras, Marihuana) geraucht. Die Drei wollen sich offensichtlich noch nicht damit abfinden, dass die Hippie-Zeit auch hier schon vor ein paar Jahren ihr Ende gefunden hat.

Mir macht in der Nacht die Hitze zu schaffen. Ich finde kaum Schlaf und wälze mich verschwitzt auf meiner Isomatte herum. Zudem wurde mir von Feuern in Colorado berichtet. Weiter im Norden soll es noch heißer werden!

Auf geht's nach „Bisbee“. Einem der mineralreichsten Fundgebiete weltweit. Heute sind die Kupfer-, Gold- und Silbervorkommen erschöpft und die Bergwerke geschlossen. Die alten, architektonisch anmutenden Gebäude hingegen sind restauriert und für den Tourismus hergerichtet. Das 6000 Einwohner zählende Dorf ist an diesem Sonntag gut besucht. Alle lockt es in die zahlreichen Galerien, Cafés und Restaurants. Viele kommen auf dem Motorrad und für mich bestätigt sich ein typisch amerikanisches Bild. Laut knatternd fährt man bis zur Türe des Cafés mit seiner schweren Harley Davidson vor. Vom Fahrersitz steigt ein rockig wirkender Typ ab. Lederweste, Abzeichen sämtlicher Vereine, dazu klobige Westernstiefel. Die Frau sitzt im passenden Outfit meist dahinter.
Schutzkleidung trägt hier nahezu niemand. Bei den Temperaturen wundert es mich kaum.

Für mich geht es schnell weiter nach „Tombstone“. Diese Wüstenstadt hat ihre ganz eigene Geschichte. Der Fund einer Silberader brachte im Jahr 1878 den Aufschwung. Von den einst 15000 Einwohnern, leben jedoch nur noch 1600 Menschen hier. Die Lebensgrundlage bildet heute der Tourismus. Das äußere Erscheinungsbild ist auf das einer alten Wild-West-Stadt getrimmt. Cowboys laufen durch die Straßen, ihre Absätze klappern auf den Holzdielen der historischen bzw. auf historisch nachgebauten Saloons. Souvenir-Läden so weit das Auge reicht. Touristen können eine Kutschfahrt unternehmen oder einige der zahlreichen „Gun-Shows“ besuchen. 1880 war die Stadt Schauplatz berühmter Schießereien. Unter dem Slogan „The town too though to die“ und dem Einsatz zahlreicher Platzpatronen werden die „Schießereien am O. K. Corral“ sowie die des amerikanischen Revolverhelden „Wyatt Earp“ nachgestellt.

Auf mich wirkt alles viel zu touristisch und kitschig. Beinahe meine ich mich in Disneyland wieder zu finden und für einen einfachen Campingplatz verlangt man 20 Dollar. Zum Glück gelingt es mir den Preis auf 14 Dollar zu reduzieren und so stelle ich bald mein Zelt auf.

In das Knallen der Platzpatronen mischt sich nun das Heulen eines aufziehenden Sturms. Es ist der Beginn der Hurrikan-Saison. Was soll das bloß noch geben?

Der nächste Tag ist einer dieser verflixten Tage, die man gerne aus dem Programm streichen würde, doch solche Erfahrungen machen die anderen, schönen Tage, dann gleich auch so viel besser. Zunächst verpasse ich die Abzweigung nach „Sonoita“ und muss weiter auf dem Highway der Interstate 10 fahren. Ich bin übermüdet und verfalle gleich mehrmals in einen Sekundenschlaf. Kurz bevor ich die Autobahn dann endlich verlassen darf, verliert mein Vorderreifen die Luft. Bislang hatte ich noch keine Gelegenheit mir eine neue Luftpumpe zu kaufen und so pumpe ich den Reifen eben nur halbvoll auf und fahre weiter. Ich möchte den „Saguaro National Park“ bei Tucson erreichen und komme dort auch wenige Minuten vor 17:00 Uhr an. Einen Campingplatz gibt es nicht, die Dame hinter dem Tresen gibt auf meine eindringliche Frage nach einer Bleibe nur die ewig gleiche, mir nicht weiter helfende Antwort: „I'm sorry, I'm sorry“. Draußen zieht ein Gewitter auf und der Wind nimmt stark an Kraft zu. In mir staut sich dagegen eine ungemeine Wut an. Ich bin total fertig, weiß nicht mehr weiter und die Dame verlässt ihr Büro, schließt das Besucherzentrum ab und setzt sich in ihr Fahrzeug auf den Heimweg. Dort erwartet sie höchstwahrscheinlich ein klimatisiertes Haus, eine wohltuende Dusche und ein leckeres Abendessen.
Ein Blick auf mein Fahrrad sagt mir, dass ich mit keinem von diesen Annehmlichkeiten heute zu rechnen habe.

Der Mann am Kassenhäuschen, welches ein wenig länger geöffnet hat, als das Besucherzentrum gibt mir den Hinweis auf einen nahegelegenen RV-Park. Meine einzige Chance sei es, dort unterzukommen. Fünf Meilen entpuppen sich schon bald als eine falsche Angabe und nach 17 Kilometern erreiche ich dann tatsächlich doch noch mein Ziel. Die Tränen stehen mir in den Augen und ich denke mit Sehnsucht an Mexiko zurück. Wo habe ich dort doch schon alles geschlafen. Wieviele nette Menschen haben mich bei sich aufgenommen und mir nicht nur eine Unterkunft, sondern auch eine Dusche, Essen und uneingeschränkte Gastfreundschaft gegeben. Hier habe ich nahezu keine Chance mit den Amerikanern in Kontakt treten zu können. Ein Jeder sitzt für sich in seinem verschlossenen, klimatisierten Fahrzeug und rauscht an mir vorbei. Niemand ist dagegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Ich werde vor ungeahnte Kommunikationsprobleme gestellt.

Wegen den erneuten 20 Dollar an Campinggebühr versuche ich schon gar nicht mehr zu verhandeln. Mich hat für heute der Mut und die Kraft verlassen. Allein die Natur – ein gigantischer Sonnenuntergang belohnt mich kurz nach meiner Ankunft für all meine Mühen.
Das erste Mal an diesem Tag zaubert mir jemand ein Lächeln ins Gesicht. Es ist die untergehende Sonne.

Die Misere geht am folgenden Morgen weiter. Um 03:00 Uhr am Morgen wache ich auf. Es juckt am ganzen Körper und schnell stelle ich auch den Grund dafür fest. Hunderte von Ameisen haben sich durch mein Moskitonetz gebissen und versuchen mich nun zu überfallen. Hektisch krieche ich aus dem Zelt, packe meine Taschen auf den angrenzenden Picknicktisch und räume meine Isomatte in die Abflussrinne. Schnell bin ich wieder eingeschlafen, ich bin von all den Ereignissen einfach nur todmüde.

Wenige Stunden später befinde ich mich wieder am Eingang des „Saguaro National Parks“. Abermals werde ich ziemlich unfreundlich behandelt. Erst nach längerer Diskussion erklärt man sich dazu bereit, mein Gepäck im Gebäude aufzubewahren. Während meines Rundweges mit dem Fahrrad durch den Park würde ich gerne ohne zusätzliche Last fahren können. Ich blicke in zerknirschte, wenig erfreute Gesichter der Beamten und mache mich auf den 8 Meilen „Cactus Forest Drive“. Der Park ist für seine Kandelaberkakteen (englisch: Saguaros) bekannt und liegt im Gebiet der Sonora-Wüste, die ich schon in Mexiko besucht habe. Natürlich sind einige Exemplare der Kakteen beeindruckend, doch insgesamt enttäuscht mich der Park in jeglicher Hinsicht.
In den letzten Jahren gab es einen starken Rückgang der Saguaros. Bleibt die Temperatur 20 Stunden unter dem Gefrierpunkt, sterben die Pflanzen ab. Es ist ein unaufhaltsamer Prozess.

Von meiner Gastgeberin „Kay“ in Guanajuato, Mexiko habe ich einen Kontakt in Tucson, Arizona bekommen und so steuere ich nun das Haus des Ehepaars Carolyn und Dave Moser an. Da ich die Adresse nicht auf Anhieb finden kann, holt Carolyn mich von einer Kreuzung unweit des Hauses ab und bringt mich zu sich nach Hause. Es ist ein herzlicher Empfang. Endlich freut sich jemand, dass ich zu Besuch komme und nach einem Glas Wasser und einer Dusche kann ich ungestört in einem äußerst bequemen Bett schlafen.

Am Anfang weiß ich noch nicht, dass es elf Tage hier in Tucson sein werden. Elf Tage an denen ich auf ein Paket aus Deutschland warte. Elf Tage des Wartens, die mir durch Carolyn und Dave in eine willkommene Pause verwandelt werden. Mit Dave und der Wandergruppe „Cliff Hangers“ durchstreife ich die Gegend rund um Mount Lemmon. Mit Carolyn ziehe ich von einem Fahrradgeschäft ins nächste und kaufe neue Handschuhe, eine Luftpumpe sowie einen neuen Hinterreifen ein. Wenig später brauche ich auch noch neue Wanderschuhe. Die lange Reise beansprucht die Materialien bis an ihr Limit.

Ich werde von Freunden meiner Gastgeber zum Essen eingeladen. Die 84jährige Ursula kommt ursprünglich aus Stuttgart und spricht fließend Deutsch. Bei einem anderen „dinner“ treffe ich auf den ehemaligen Sekretär des Vize-Präsidenten. Ich bin begeistert von den zahlreichen „Mata-Ortiz-Kollektionen“, die ich hier in den Wohnzimmern vorfinde. Niemand wagt mir so recht zu glauben, dass ich den Künstler „Juan Quezada“ vor wenigen Tagen persönlich kennen gelernt habe.

Zwei Mal backen Dave und ich in seiner Küche. Zunächst wähle ich ein Rezept von Laugenbrötchen aus dem Internet aus und tatsächlich gelingen sie uns perfekt und schmecken, wie vom Bäcker in Deutschland. Ein wenig Butter draufgeschmiert und schon geht es mir richtig gut. Das nächste Mal probieren wir uns an „Empanadas de Pino“, einem Rezept welches aus Chile kommt und das ich zu Beginn meiner Reise lieben gelernt habe. Auch diese gefüllten Teigtaschen schmecken hervorragend und wir alle schwelgen in Erinnerungen. Carolyn und Dave waren ebenfalls auf einer Reise in Patagonien. Die beiden Abende zeigen mir, wie sehr ich das Backen vermisst habe. Im Hintergrund läuft eine CD von „Norah Jones“, der Sängerin, die meiner Mutter zu Hause auch so gut gefällt.

Für Dave gibt es ein Glas Wein und ich trinke einen Eiskaffee. Manchmal wünsche ich mir, dass auch meine Eltern „mal eben schnell rüber kommen könnten“, um mit ihnen einige Momente dieser Reise teilen zu können. Beide vermisse ich sie sehr.

Am Nachmittag springe ich in den Pool im Garten, am Abend nenne ich ein riesiges Zimmer mit eigenem Bad mein Eigen und bevor ich mich schlafen lege, zeige ich Carolyn und Dave noch zahlreiche meiner Reise-Fotografien und erzähle von fremden Ländern und Kulturen.

Es sind elf wunderschöne Tage, die viel zu schnell zu Ende gehen. Doch irgendwann trifft endlich mein ersehntes Paket aus Deutschland ein und ich bin nun mit einem GPS ausgestattet. Eigentlich war das Gerät für die Weiterfahrt auf dem „Arizona Trail“ gedacht. Durch Rücksprache mit einigen Mountainbikern in der Stadt hat sich diese Route jedoch als nicht durchführbar herausgestellt. Zu steil, zu sandig, zu steinig und oftmals hunderte Kilometer von jeglicher Zivilisation entfernt. Mit einem voll bepackten Reiserad ist dieser, ursprünglich als Wanderweg ausgelegter Pfad, für mich nicht zu befahren. Das GPS werde ich demnach erst auf dem Great Divide Trail einsetzen, den ich in Colorado aufnehmen werde.

Tucson selber hat mich das ein oder andere Mal in Staunen versetzt. Hier gelten Gesetze, die es so in keinem anderen Bundesstaat gibt. Waffenbesitz ist erlaubt und jeder kann seine Pistole offen am Hosenbund tragen. Ein Waffenschein ist nicht notwendig. Motorrad fahren ohne Helm und Schutzkleidung – hier ist auch das kein Problem. Telefonieren mit dem Handy während des Autofahrens – du musst nur nach Arizona kommen!  

Pictures & Video

erste Nacht in den USA, Hachita, New Mexico
erste Nacht in den USA, Hachita, New Mexico
thanks SAM for letting me stay on your ground!
thanks SAM for letting me stay on your ground!
Comments:
He Swinde,

die Hose ist echt ihr Geld wert ;-) Sie begleitet Dich ja nun schon eine recht lange Zeit.

Viel Glück und viel Spaß weiterhin

Grüße aus Deutschland

Claudia From Claudia, on Jul 16, 2012 at 06:01PM
ist die zweite auf diesem Trip, in Quito (Ecuador) neu gekauft... doch so langsam fällt sie auseinander^^
neue Wanderschuhe waren aber erst einmal wichtiger!
LG aus Payson, Camping auf einem Flughafen ;-) From Swinde Wiederhold, on Jul 18, 2012 at 03:21AM
New Mexico Wüstenbewohner Wüstenbewohner Landschaft sehr gefährlich diese Kuhgatter im Boden...
sehr gefährlich diese Kuhgatter im Boden...
ab in die Chiricahua Mountains
ab in die Chiricahua Mountains
höchste Alarmstufe für Feuergefahr
höchste Alarmstufe für Feuergefahr
Ausblick am Morgen
Ausblick am Morgen
der Campingplatz ganz für mich alleine
der Campingplatz ganz für mich alleine
Self-Pay-System Feuerspuren aus dem Vorjahr
Feuerspuren aus dem Vorjahr
ein junger Bär ist unterwegs! Vorsicht beim Zelten
ein junger Bär ist unterwegs! Vorsicht beim Zelten
Campingspot Nummer 2
Campingspot Nummer 2
Chiricahua National Monument, Sonnenaufgang
Chiricahua National Monument, Sonnenaufgang
Sonnenaufgang Sonnenaufgang Sonnenaufgang Chiricahua National Monument
Chiricahua National Monument
Chiricahua National Monument
Chiricahua National Monument
THANKS Diane!!! um 4:45 zum Startpunkt gebracht!
THANKS Diane!!! um 4:45 zum Startpunkt gebracht!
auf einer Hippie-Farm
auf einer Hippie-Farm
kleiner Garten- und Gemüseanbau
kleiner Garten- und Gemüseanbau
alte Busse dienen als zu Hause
alte Busse dienen als zu Hause
mein Zeltplatz Sonnenaufgang Sonnenaufgang Bisbee, Kupfermine
Bisbee, Kupfermine
Art Art-car bei 45 Grad??? Wild-Western-City
Wild-Western-City
„The town too tough to die“
„The town too tough to die“
„The town too tough to die“
„The town too tough to die“
„The town too tough to die“
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Motorrad-Rocker so ein Rad wünsche ich mir auch manchmal...
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USA ja! genau richtig hier
ja! genau richtig hier
USA Rücksicht für Radfahrer
Rücksicht für Radfahrer
Hurrikan zieht auf
Hurrikan zieht auf
Sonnenuntergang Sonnenuntergang Sonnenuntergang agressiver Ameisenüberfall um 3 Uhr am Morgen
agressiver Ameisenüberfall um 3 Uhr am Morgen
...ich muss in der Abflussrinne weiterschlafen
...ich muss in der Abflussrinne weiterschlafen
Saguaro National Park
Saguaro National Park
Cactus Forest Drive
Cactus Forest Drive
kann ganz schon groß sein, so ein "Saguaro"
kann ganz schon groß sein, so ein "Saguaro"
Fahrrad-Liebhaber
Fahrrad-Liebhaber
Einladung zum Dinner
Einladung zum Dinner
Laugenbrötchen-Backversuch
Laugenbrötchen-Backversuch
ab in die Natron-Lauge
ab in die Natron-Lauge
hmmmmmmm... wie in Deutschland!
hmmmmmmm... wie in Deutschland!
und heute: Empanadas Chilenas
und heute: Empanadas Chilenas
tataaaaaaaaaaaaaaaa
tataaaaaaaaaaaaaaaa
Empanadas de Pino, Chile
Empanadas de Pino, Chile
Fahrrad-Reparaturen
Fahrrad-Reparaturen
ein neuer Hinterreifen musste sein!
ein neuer Hinterreifen musste sein!
fahrradfreundliche Stadt: Tucson
fahrradfreundliche Stadt: Tucson
jeder sein Kennzeichen, wie er mag ;-)
jeder sein Kennzeichen, wie er mag ;-)
bunte Vögel zu Gast
bunte Vögel zu Gast
und ein Kakteenparadies
und ein Kakteenparadies
32 Blüten an einem einzigen Tag!!!
32 Blüten an einem einzigen Tag!!!
Kaktusblüte Kaktusblüten Kaktusblüten ein Gewitter bringt einen Regenbogen
ein Gewitter bringt einen Regenbogen
Abendstimmung
Abendstimmung
Comments:
Wunderschöne Foto, wie immer;)
Welche Kamera verwendest du?
Meine HP ist noch in Bau, darf ich dich dann Linken:)))
Herzliche Grüße: Peter aus Wien! From Peter, on Jul 21, 2012 at 09:06AM
Wanderung mit den Cliff Hangers
Wanderung mit den Cliff Hangers
Wanderung Wanderung Wildblume Cabin am Mount Lemmon
Cabin am Mount Lemmon
Pause mit Root-Beer
Pause mit Root-Beer
und dabei Kolibris schauen
und dabei Kolibris schauen
andere Vögel sind auch zu Gast
andere Vögel sind auch zu Gast
Wanderung man ist der schwer...
man ist der schwer...
da hinten liegt Tucson
da hinten liegt Tucson
auf gehts: Paket abholen
auf gehts: Paket abholen
endlich da!!!!!!!!!!! ;-)))
endlich da!!!!!!!!!!! ;-)))
und es kommt sogar ohne Straßenname richtig an...
und es kommt sogar ohne Straßenname richtig an...
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